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Sicherheitskräfte bewachen die Fahrt einer Fahrzeugkolonne derer Passagiere in einem Sonderzug aus Nordkorea eintrafen.

© dpa

Mysteriöser Zug aus Nordkorea: Hielt sich Kim Jong Un in Peking auf?

Reiste Nordkoreas Diktator Kim Jong Un mit einem Zug zu Gesprächen nach Peking? China hält sich bedeckt, doch einiges spricht dafür.

Am Dienstagnachmittag hatte der mysteriöse Zug aus Nordkorea Peking schon wieder verlassen. Zurück blieben ratlose China-Korrespondenten, die darüber rätselten, ob das nun die erste Auslandsreise des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un gewesen ist oder nicht. Einiges spricht dafür.

China hatte dem bis Dienstagnachmittag weiterhin unbekannten Gast ein Programm geboten, das für hochrangige Staatsgäste reserviert ist: Eine Fahrzeugkolonne mit Motorradbegleitung, ein Empfang in der Großen Halle des Volkes, eine Übernachtung im staatlichen Gästehaus Diaoyutai. Alles begleitet von umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. Ein Anwohner bezeichnete die Maßnahmen gegenüber der „South China Mornining Post“ als „strikter als bei den zwei Sessionen“, dem jährlichen Treffen der beiden Scheinparlamente der Volksrepublik. Chinas Außenamtssprecherin hielt sich bedeckt. „Wenn es Nachrichten gibt, werden wir sie verkünden“, sagte Hua Chunying, „wir werden Sie zu einem angemessenen Zeitpunkt unterrichten.“ Im chinesischen Internet wurde der Begriff „Nordkorea“ zensiert, weshalb die Nutzer Synonyme für Kim Jong Un benutzten, zum Beispiel „Dickerchen auf Reisen“ oder „Dickerchen, der Dritte“.

Auch die Besuche Kim Jong Ils 2010 und 2011 in Peking waren aus Sicherheitsgründen erst im Nachhinein bekannt gemacht worden. Der verstorbene Vater Kim Jong Uns litt unter Flugangst und reiste nur in einem gepanzerten Hochsicherheitszug, der jenem in Peking sehr ähnlich sah. Sein Sohn könnte es ihm nun nachgetan haben.

Laut südkoreanischen Medien könnte auch Kims Schwester in Peking gewesen sein

Einige südkoreanische Medien spekulierten allerdings, dass es sich bei dem Besucher auch um einen Sonderbotschafter Nordkoreas wie zum Beispiel Kims Schwester Kim Yo Jong gehandelt haben könnte. Diese hatte ihr Land auch bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele vertreten. „Es gibt nicht genügend Indizien, die darauf hinweisen, dass Kim Jong Un China besucht“, sagte ein südkoreanischer Regierungsbeamter der Nachrichtenagentur „Yonhap“, „aber die Möglichkeit kann auch nicht ausgeschlossen werden.“

Politisch passt die Visite in China in die nordkoreanische Agenda. Kim Jong Un könnte sich vor den geplanten Gipfelgesprächen mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae In Ende April und mit US-Präsident Donald Trump im Mai der Unterstützung Chinas als Verbündeter versichert haben. Die könnte Nordkorea vor allem dann benötigen, falls die Gespräche mit Trump scheitern und militärische Optionen wieder stärker in den Fokus rücken. Auch könnte Kim Jong Un oder sein Sonderbotschafter über eine Abschwächung von Sanktionen verhandelt haben, die China nach dem jüngsten Atomwaffentest verstärkt umgesetzt hatte. China wiederum könnte versucht haben zu erfahren, ob es Nordkorea mit der Denuklearisierung ernst meint.

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