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Nach 70 Jahren: Istanbul lässt Griechen Karneval feiern

Lange Zeit war das Fest Bakla Horani verboten: Jetzt haben die Griechen in Istanbul zum ersten Mal seit 1941 wieder in großem Stil ihren traditionellen Straßenkarneval feiern können.

Istanbul - Clownshüte, Masken und andere Kostüme sind an den Karnevalstagen in Deutschland nichts Besonderes – doch in Istanbul waren die verkleideten Teilnehmer eines Straßenfestes diese Woche eine kleine Sensation. Zum ersten Mal seit 70 Jahren haben die Griechen in der türkischen Metropole in der Öffentlichkeit ihren traditionellen Straßenkarneval feiern können. Lange Zeit war das Fest Bakla Horani verboten – nach dem Urteil der Behörden störten die Christen die „öffentliche Sicherheit“. Nun tanzten rund 300 Griechen mit ihren muslimischen Gästen auf den Straßen eines Stadtviertels im europäischen Teil der mehrheitlich muslimischen Metropole am Bosporus. Nach der Erlaubnis der Regierung für christliche Gottesdienste in historischen Kirchen 2010 war dies ein weiteres Zeichen für eine Entspannung im Verhältnis der Türken zu ihren christlichen Minderheiten.

Eine mindestens 500 Jahre alte Tradition habe das Fest, erklärten die Organisatoren; wenn man es ganz genau nehme, reichten die ausgelassenen Feiern bis in die Antike zurück. In Istanbul, das bis ins 20. Jahrhundert hinein Konstantinopel hieß und Heimat von mehr als hunderttausend Griechen war, wurde in der Vergangenheit deshalb mit Inbrunst das Fest vor Beginn der Fastenzeit begangen. Nach der Republikgründung 1923 geriet die griechische Gemeinde Istanbuls jedoch immer stärker unter Druck; 1941 wurde ihr Karneval verboten. Heute gibt es nur noch rund 3000 Griechen in der Stadt, lediglich die Ältesten von ihnen können sich noch daran erinnern, wie es war, Bakla Horani in Istanbul zu feiern.

Seit einigen Jahren lebt der Griechen-Karneval wieder auf, doch wurde das Fest bisher hinter verschlossenen Türen in Restaurants und Vereinshäusern gefeiert: Die Christen hatten Angst vor türkisch-muslimischen Rechtsextremisten. In diesem Jahr beteiligte sich nun sogar die – muslimische – Stadtteilverwaltung des Istanbuler Viertels Sisli an der Ausrichtung des Straßenkarnevals, der in einem kleinen, aber ausgelassenen Umzug mit Musik, Gesang und Tanz bestand. Selbst die zur Sicherung aufgebotenen Polizisten lachten mit. Einige Teilnehmer waren ganz besonders originell verkleidet: Sie setzten sich einen Fez auf den Kopf – und gingen als Türken.

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