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Viele muslimische Gemeinden versuchen nach den Anschlägen gegen Islamfeindlichkeit anzugehen und demonstrieren gegen islamistischen Terror.

© AFP

Nach Anschlägen in Spanien: Hetze gegen Muslime nimmt stark zu

Spanien erlebt in den Tagen nach den Anschlägen von Barcelona einen Ausbruch der Islamophobie. Ziel der Attacken sind vor allem Marokkaner.

Ausländerfeindliche Schmierereien, Hasskommentare im Internet, Beleidigungen von Muslimen auf der Straße, Neonazi-Attacken: Nach den Anschlägen von Barcelona und Cambrils mit 15 Toten und mehr als 120 Verletzten, hinter denen eine Gruppe junger marokkanischstämmiger Terroristen mit doppelter Staatsangehörigkeit steckte, erlebt Spanien dieser Tage einen Ausbruch der Islamophobie.

Etliche Moscheen und marokkanische Einrichtungen wurden in den vergangenen Tagen mit Schmähparolen besprüht. „Ihr werdet alle sterben, verdammte Moslems“, pinselten Unbekannte auf das Tor des Gebetshauses im katalanischen Ort Montblanc. Madrids Arbeitervorstadt Fuenlabrada erwachte mit dem Aufruf „Tod dem Islam“ am muslimischen Gebetshaus. Die Gebetsräume in Granada wurden mit Feuerwerksraketen beschossen. Es ist nur eine kleine Auswahl der Vorfälle der vergangenen Tage.

Die Marokkaner sind Spaniens größte Ausländergruppe

Nicht erst seit den Terrorangriffen wächst die Fremdenfeindlichkeit in Spanien kontinuierlich: Schon 2016 registrierte die Plattform gegen Islamophobie mit landesweit 573 Aggressionen gegenüber Muslimen einen neuen Höchststand. Das sei nur die Spitze des Eisbergs, vermutet die Organisation. Die meisten Fälle würden aus Angst erst gar nicht zur Anzeige gebracht. An erster Stelle der Anfeindungen stehen Angriffe auf muslimische Frauen, die auf der Straße wegen ihres Kopftuches beleidigt, bespuckt oder tätlich angegriffen werden. An zweiter Stelle kommen Anschläge und Schmierereien auf islamische Gotteshäuser.

Die Marokkaner, die mit dem Arbeitskräftebedarf in Industrie und Landwirtschaft ins Land kamen, sind Spaniens größte Ausländergruppe. Insgesamt leben etwa 750000 marokkanische Staatsbürger im spanischen Königreich, das 46Millionen Einwohner hat. Die Zahl aller Muslime liegt in Spanien bei 1,9 Millionen. Sie haben landesweit einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von wenig mehr als vier Prozent. Das ist nicht viel im Vergleich mit anderen großen Einwanderungsländern, aber offenbar genug, um Spannungen zu provozieren.

Viele muslimische Gemeinden versuchten schon Stunden nach den Anschlägen gegenzusteuern und demonstrierten gegen den Terror: „Nicht in unserem Namen“ und „Terrorismus hat keine Religion“ stand auf Plakaten, die am Tatort auf Barcelonas Flaniermeile La Rambla hochgehalten wurden.

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