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Schrammer

© dpa

Nach Archiveinsturz: Kölner OB Schramma gibt auf

Fritz Schramma verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Der Kölner Oberbürgermeister zieht somit die Konsequenzen aus dem Einsturz des Historischen Archivs. Auf diese Weise will er die Kölner CDU unterstützen und den Einsturz aus dem Wahlkampf heraushalten.

Als die Zahlen in der Staatskanzlei ankamen, war das Schicksal von Fritz Schramma besiegelt. Bei der Kommunalwahl im Herbst, so hatten die Demoskopen in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, müsste sich die Kölner CDU mit dem amtierenden Oberbürgermeister an der Spitze auf eine krachende Niederlage einstellen. Gerade einmal 37 Prozent der Wahlbürger in der Domstadt hatten angegeben, sich für das Stadtoberhaupt auszusprechen. Sein von Grünen und Sozialdemokraten gemeinsam getragener Gegenkandidat Jürgen Roters dürfte dagegen mit 50 Prozent der Stimmen rechnen, sagten die Wahlforscher voraus. Das würde das sichere Ende der inzwischen zehn Jahre währenden CDU- Vorherrschaft im einstmals roten Köln bedeuten, und genau so ein Signal möchte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) neun Monate vor der Landtagswahl auf jeden Fall verhindern.

Natürlich trat der Landeschef bei der Demontage von Schramma nicht persönlich in Erscheinung. Für die notwendigen Störgeräusche sorgten die Büchsenspanner aus der Staatskanzlei und der CDU-Parteizentrale in Düsseldorf. Mal wurde souffliert, Schrammas Krisenmanagement seit dem Archiveinsturz sei katastrophal, dann wieder wurde aus den eigenen Reihen kolportiert, der erste Bürger der Millionenstadt am Rhein sei eben kein Verwaltungsfachmann und deshalb mit der Angelegenheit überfordert. Bis Freitagnachmittag kamen alle diese Zitate bei Journalisten zwar an, wurden allerdings mit dem Hinweis garniert, die Zitatgeber dürften nicht namentlich genannt werden. Das war die erste Stufe, um Schramma zur Aufgabe zu bewegen.

Die zweite Phase der aus Düsseldorf gesteuerten Kampagne gegen den eigenen Mann eröffnete dann der Adenauer-Enkel Konrad. Er gab Schramma öffentlich den Hinweis, dass seine Zeit abgelaufen sei. Natürlich hat Adenauer das eleganter formuliert; er hat – nach einem Pflichtlob für Schramma – zu erkennen gegeben, dass er „in die Überlegung“ einer Kandidatur eintreten werde, sobald ihn die Parteiführung frage.

Als Fritz Schramma diesen Satz in der Lokalzeitung las, wurde ihm klar, dass er nur noch ein Kandidat auf Abruf war. In weniger als 24 Stunden war bei ihm die Einsicht gereift, dass er seiner Partei bei einer erneuten Kandidatur eher schaden würde. Nach einem Gespräch mit seiner Frau entschloss er sich zu einer letzten Offensive. Am Sonntag gegen 14 Uhr trat er vor die Journalisten, die zu diesem Zeitpunkt schon wussten, dass er sich geschlagen geben wollte. In seiner Erklärung ließ er noch einmal durchblicken, wie schwer ihm der Verzicht fällt: „Köln ist mein Traumjob.“ Obwohl ihn der Rückzug sichtlich bewegte, blieb er bis zum Schluss Parteisoldat. Seinen Verzicht auf die erneute Kandidatur machte er ausschließlich am politischen Gegner fest, der den Archiveinsturz in den Wahlkampf hineingezogen habe. Sowohl die Grünen wie die Sozialdemokraten haben sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen, sie verweisen kühl auf die Sätze von Konrad Adenauer, der seine Bereitschaft zur Kandidatur öffentlich machte, noch bevor Schramma zum Rückzug bereit war.

Adenauer lebt als Enkel des früheren Bundeskanzlers und Kölner Oberbürgermeisters in der Domstadt. Der 64-Jährige ist als Notar tätig und nicht zuletzt durch viele seiner Mandate in das Geflecht der Kölner Interessen eingebunden. Manche in der Partei meinen, er habe sich durch sein Vorpreschen als Nachfolger Schrammas disqualifiziert. Und ein anderer, den die CDU gern als OB gesehen hätte, der Unions-Fraktionsvize im Bundestag Wolfgang Bosbach, will offenbar doch lieber im Parlament bleiben.

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