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Nach blutiger Geiselnahme im Irak: Berlin lehnt Quote für Flüchtlinge ab

Deutschland solle sich am UN-Programm beteiligen, dass Flüchtlingen dauerhaft eine neue Heimat gibt. So will es die Flüchtlingswerk nach der blutigen Geiselnahme in Bagdad.

Berlin - Nach der blutigen Geiselnahme in einer Kirche in Bagdad, bei der mindestens 46 Gläubige getötet wurden, werden Forderungen laut, Deutschland solle sich offiziell an einem Programm der Vereinten Nationen beteiligen, das Flüchtlingen dauerhaft eine neue Heimat gibt. Nach Ansicht des Vertreters des UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) in Deutschland, Norbert Trosien, zeigt der Anschlag „deutlich, dass die Bedrohung für viele Bevölkerungsgruppen in Irak, darunter nichtmuslimische Gruppen, weiter existiert“ und sie in einem Maß verfolgt seien, dass eine dauerhafte Ansiedlung in anderen Ländern nötig sei. „Daher wäre es schön, wenn sich mehr Staaten an dem Programm beteiligen würden“, sagte Trosien dem Tagesspiegel. 2011 sucht das UNHCR für etwa 24 000 irakische Flüchtlinge, die in Syrien und Jordanien gestrandet sind, eine neue Heimat. Darunter sind etwa 20 bis 22 Prozent Christen, die im Irak vor dem Sturz Saddam Husseins etwa zwölf Prozent der Bevölkerung stellten. Die Aufnahme nur christlicher Flüchtlinge hält Trosien allerdings für problematisch.

Deutschland hat es bisher abgelehnt, jährlich eine bestimmte Quote von Flüchtlingen aufzunehmen, die nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Im Rahmen einer EU-Verpflichtung hat Deutschland seit 2009 allerdings einmalig 2500 Iraker einreisen lassen. Am 27. April 2010 kamen die letzten dieser Flüchtlinge in Deutschland an. Sie erhielten zunächst eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung, geplant ist aber die langfristige Ansiedlung in Deutschland.

Die Föderation der Aramäer in Deutschland forderte einen besseren Schutz der Christen im Irak. Der Bundesvorsitzende Daniyel Demir erklärte am Dienstag in Heidelberg, er befürchte, dass die aramäischen Christen im Irak „das Schicksal ihrer Glaubensbrüder in der Türkei erleiden und bis auf winzige Reste verschwinden könnten“. Immerhin handle es sich um urchristliche Gemeinden mit einer fast 2000-jährigen Geschichte. An die Bundesregierung appellierte er, weitere christliche Flüchtlinge aufzunehmen. Frankreich will spontan 150 zusätzliche Mitglieder religiöser Minderheiten aus dem Irak aufnehmen, vorrangig „bei dem Attentat Verletzte und ihre Familienangehörigen“, erklärte Frankreichs Einwanderungsminister Eric Besson.

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