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Nach dem Schlaganfall: Weltweite Sorge um Scharon

Politische Gegner wie Freunde äußern nach dem Schlaganfall des israelischen Ministerpräsidenten Sorge um die Lage in Nahost. Lediglich militante Palästinenser zeigen sich erfreut.

Washington/Berlin/Kairo - Nach dem schweren Schlaganfall des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon äußerten politische Verbündete und Gegner des Politikers am Donnerstag große Sorge über die politische Lage in Nahost. Gleichzeitig trafen aus aller Welt Genesungswünsche ein. In der arabischen Welt wurde die Nachricht mit gemischten Gefühle aufgenommen, bei radikalen Palästinensern sogar mit unverhohlener Freude.

Der palästinensische Regierungschef Ahmed Kureia wünschte Scharon rasche Besserung. Wenn Scharon sich aus der Politik verabschiede, werde das Auswirkungen «nicht nur auf Israel, sondern auf die ganze Region haben», warnte Kureia in Ramallah.

«Wir beten für seine Genesung», sagte US-Präsident George W. Bush. «Ministerpräsident Scharon ist ein Mann der Zivilcourage und des Friedens.» Bush und Scharon verbindet eine enge persönliche Beziehung.

Eine Sprecherin der EU-Kommission äußerte sich sehr besorgt. «Das ist eine sehr beunruhigende Lage.» Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte, auf politischer Ebene zeichne sich in Israel eine schwierige Zukunft ab. Wie Berlusconi meinte auch der britische Außenminister Jack Straw, man könne nur noch «auf ein Wunder» hoffen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ursprünglich noch in diesem Monat nach Israel reisen wollte, wünschte Scharon «von ganzem Herzen baldige Genesung». Der französische Präsident Jacques Chirac erklärte, wünschenswert sei eine Fortsetzung des von Scharon eingeschlagenen Weges der «mutigen Initiativen» für eine Beilegung des Konflikts mit den Palästinensern.

Die schwere Erkrankung Scharons wird nach Ansicht der palästinensischen Autonomiebehörde keine unmittelbaren Auswirkungen auf das palästinensisch-israelische Verhältnis haben. Vor der Parlamentswahl in Israel erwarte er keinen Politikwechsel, sagte Informationsminister Nabil Schaath, «auch wenn Scharon krank ist und (der stellvertretende Ministerpräsident Ehud) Olmert bis zu den Wahlen in Israel am 28. März übernimmt».

Jordaniens Ex-Minister Munther Haddadin, der mit Scharon 1997 über die Umsetzung des jordanisch-israelischen Friedensvertrages verhandelt hatte, sagte: «Wenn Scharon stirbt, dann würde sein Stellvertreter Ehud Olmert bis zu den Wahlen im März eine schwache Regierung leiten, die nicht mehr wäre als eine lahme Ente.»

Der Sprecher der radikalen Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), Maher al-Taher, erklärte dagegen in Damaskus, im Friedensprozess sei derzeit ohnehin kein Fortschritt zu erwarten, «weder mit Scharon noch ohne ihn». Der stellvertretende Vorsitzende des Politbüros der Islamistenorganisation Hamas, Mussa Abu Marzuk, sagte: «Auch der Ersatz für Scharon wird nicht besser sein.» Ahmed Dschibril, der die in Damaskus ansässige radikale Splittergruppe PFLP-Generalkommando leitet, sagte zu Scharons Ringen mit dem Tod: «Wir danken Gott für dieses Geschenk, das er uns zum Jahresbeginn beschert hat.»

Der syrische Abgeordnete Mohammed Habasch sagte, er hoffe, «dass es um den Nahen Osten ohne Ariel Scharon besser bestellt sein wird, denn sein Name steht für Gewalt.» (tso/dpa)

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