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Abschied. Die bei Anschlägen am Mittwoch und am Samstag in Nordafghanistan getöteten deutschen Soldaten und mehrere Verletzte wurden nach Deutschland geflogen. Die Zahl der Verwundeten wurde von der Bundeswehr am Montag auf sechs korrigiert. Foto: dapd

© dapd

Nach dem Terroranschlag: Doch kein Selbstmordattentat in Afghanistan

Die Explosion im afghanischen Talokan, bei der am vergangenen Samstag zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben kamen, wurde durch eine Fernzündung ausgelöst und nicht durch einen Selbstmordattentäter.

Von Michael Schmidt

Die Bundeswehr wird am Freitag in Hannover mit einer zentralen Trauerfeier von drei Soldaten Abschied nehmen, die in der vergangenen Woche in Afghanistan getötet wurden. Neben Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) wird voraussichtlich auch der bei dem Anschlag in Talokan verletzte Regionalkommandeur der internationalen Schutztruppe, Generalmajor Markus Kneip, teilnehmen. „Der General ist leicht verwundet, an der Schwelle zu mittelschwer“, sagte der stellvertretende Ministeriumssprecher Christian Dienst. Kneip werde sich in der Bundesrepublik einer Spezialbehandlung vor allem seiner Verbrennungen unterziehen. Danach werde er nach Afghanistan zurückkehren. Unterdessen sprengte sich am Montag vor dem Tor zu einem italienischen Stützpunkt in Herat ein Selbstmordattentäter in einem Kleinlaster in die Luft.

Am Mittwoch war in Kundus ein 33-jähriger Hauptmann bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Bundeswehrpatrouille getötet worden. Am Samstag kamen ein 31-jähriger Hauptfeldwebel aus Niedersachsen und ein 43-jähriger Major aus Rheinland-Pfalz in Talokan am Amtssitz des Provinzgouverneurs ums Leben. Nach Angaben der örtlichen Behörden handelte es sich dabei, anders als bisher angenommen und berichtet, nicht um ein Selbstmordattentat. Erste Untersuchungen hätten vielmehr ergeben, dass die Bombenexplosion am Sitz des Gouverneurs mit einem Fernzünder ausgelöst worden sei, teilte der afghanische Geheimdienst, die Nationale Sicherheitsdirektion, am Montag in Kabul mit. Der Sprengstoff sei ein oder zwei Tage vor dem Anschlag vergraben worden. Der oder die Attentäter müssten Verbindungen in das Büro des Gouverneurs haben. NDS-Sprecher Lutfullah Maschal sagte, auch Sprengstoffexperten seien zum Schluss gekommen, dass es sich um einen versteckten Sprengsatz gehandelt habe. Die Isaf bestätigte dies: „Es hat sich allem Anschein nach nicht um einen Selbstmordattentäter gehandelt, sondern um einen ferngezündeten Sprengsatz in oder an einer Gebäudewand“, sagte ein Sprecher in Masar-i-Scharif. „Die Feststellungen des afghanischen Geheimdienstes decken sich mit ersten Untersuchungsergebnissen von Isaf.“

Bisherige Erkenntnisse hatten darauf hingedeutet, dass es sich um einen Selbstmordattentäter in Polizeiuniform gehandelt habe. Angesichts der Unklarheiten warnte der Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour vor raschen Schlussfolgerungen. Selbstmord oder Bombe, „echter“ oder „verkleideter“ Polizist – das Vertrauen in die afghanischen Partner sei seit geraumer Zeit erschüttert und nur die Afghanen selbst könnten das ändern. Nouripour betonte, dass es sich in seiner Wahrnehmung vor allem um eine innerafghanische Auseinandersetzung handle. Nicht höherrangige Angehörige der internationalen Truppen gerieten zunehmend in der Fokus der Aufständischen, sondern „weiche, zivile Ziele“, die relativ leicht und mit größtmöglichem Effekt zu treffen seien. Nicht Bundeswehrgeneralmajor Kneip sei das Ziel des Anschlags gewesen, sondern der afghanische Polizeichef für die Nordregion: Der Tod von General Daud Daud, eines Helden der früheren Nordallianz, sei „der größte Propagandaerfolg der Aufständischen seit 2001“.

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