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Nach dem Unionsstreit: Umfragen sehen CSU als Verliererin

Knapp einen Monat ist der Streit zwischen CDU und CSU her. Und man kann sagen: der Profilierungsversuch der Bayern ging schief. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albert Funk

Die Hitze des Sommers macht die Hitze der Debatte fast vergessen. Wie die Bürstenbinder haben sich CSU und CDU im Juni über die Flüchtlingspolitik gestritten. Streit aber, das wissen die Demoskopen, wird selten belohnt vom Wähler. Was sagen also nun die Umfragen einige Wochen nach dem Beginn des handfesten Krachs? Bei Emnid, Insa und im ARD-Deutschlandtrend ist die Union unter 30 Prozent gerutscht. Dreimal 29 Prozent, Rekordtief. Allerdings hat Forsa zuletzt 32 Prozent ausgewiesen. Irgendwo im Bereich dazwischen liegt das aktuelle Potenzial. Man könnte sagen: Angesichts des massiven Zoffs auf offener Bühne sind CDU und CSU mit einem blauen Auge davongekommen. Schlimmeres wäre leicht zu erklären gewesen.

Es deutet einiges darauf hin, dass das Abrutschen stärker auf die Kappe der CSU geht. Forsa hat die Christsozialen gerade erst mit einem Bundesergebnis von fünf Prozent ausgewiesen, nach 6,2 Prozent bei der Wahl 2017. Ähnliches sagen andere Wahlexperten. Dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sein Werben um die Stimmen zur Landtagswahl im Oktober auf einen moderaten Ton umstellt und sogar einen Auftritt mit der Kanzlerin absolvieren will oder muss, gehört in das Bild der CSU als Verliererin der Auseinandersetzung. Selten ist eine Profilierungsaktion einer Partei so schiefgegangen.

Und die AfD ist die Siegerin? Ihr Rekordhoch von 17 Prozent bei Infratest dimap (für die ARD) und noch einen halben Punkt mehr bei Insa, ist das nicht der große Durchbruch? Man sollte da vorsichtig sein. Zwar geht es im Deutschlandtrend nochmals nach oben, bei Emnid und Forsa aber schon wieder nach unten. Massiv profitiert hat die AfD vom großen Flüchtlingspalaver jedenfalls nicht. Das klare Plus gegenüber dem Bundestagswahlergebnis von 12,6 Prozent begann sich schon zur Zeit der Koalitionsbildung von Union und SPD abzubilden.

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Die eigentlichen Gewinner der vergangenen Wochen sind wohl eher die Grünen. Die schneiden zwar in Umfragen zwischen Wahlen immer ganz gut ab. Wenn's ernst wird, geht es jedoch meist wieder nach unten. Das deutliche Plus auf 14 oder 15 Prozent, das sich gegenüber dem Wahlergebnis von 8,9 Prozent nun zeigt, deutet aber darauf hin, dass sie vom Flüchtlingsstreit stärker profitierten als die AfD. Das deutet sich auch in Bayern an, wo die Grünen die Chance haben, als zweitstärkste Kraft durchs Ziel zu gehen. Linke und FDP stagnieren dagegen. Was auch für die SPD gilt, die in der schwierigsten Phase ihrer Geschichte nun um die 18 Prozent in den Umfragen liegt. Bodenbildung auch hier?

Umfragen sind Momentaufnahmen. Echte Abstimmungen lassen weiter blicken. Insofern muss man die Landtagswahlen im Oktober in Hessen und Bayern abwarten, um wirklich sagen zu können, wohin die Reise bei den Parteien geht und welche momentanen Tendenzen tatsächlich zu längerfristigen Trends werden könnten.

Hinter uns allen liegt nicht nur das Sommertheater der Union, sondern auch die verbockteste Nachwahlphase, welche die Bundesrepublik je erlebt hat. Auch hier spielte die CSU schon im vorigen Herbst eine dubiose Rolle. Eine nicht unwesentliche Frage des kommenden Herbstes wird daher sein, ob und wie sie ihr absehbar maues Ergebnis verarbeiten kann. Die Lehre für die Nachfolger Horst Seehofers müsste jedenfalls lauten: besser nicht wie im Sommer 2018. Denn der hat ihr nichts gebracht.

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