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Politik: Nach dem US-Militärschlag: Waffengang als Grundlage für Gespräche

Für seinen Antrittsbesuch bei Präsident Bush in dieser Woche hätte sich Tony Blair kaum einen besseren Auftakt wünschen können, als einen gemeinsamen Waffengang mit dem amerikanischen Verbündeten. Wie jeder britische Premier hält auch Blair große Stücke auf die "Special Relationship" der Angelsachsen.

Für seinen Antrittsbesuch bei Präsident Bush in dieser Woche hätte sich Tony Blair kaum einen besseren Auftakt wünschen können, als einen gemeinsamen Waffengang mit dem amerikanischen Verbündeten. Wie jeder britische Premier hält auch Blair große Stücke auf die "Special Relationship" der Angelsachsen. Thatcher und Reagan, John Major und Bush senior, Blair und Clinton, das waren sorgfältig gepflegte und gern zur Schau gestellte Partnerschaften. Gerade wegen seiner engen Freundschaft mit Bill Clinton begann Blair auch sofort mit einer geradezu leidenschaftlichen Werbung um Bush junior. Gleich nach der Wahl gab es ein 15-minütiges Telefonat, der britische Außenminister Cook war der erste Europäer, der über den Atlantik reiste. Und Blair wird am Wochenende, nach dem traditionellen Antrittsbesuch des kanadischen Nachbarn Chretien, als erster Ausländer in der familiären Atmosphäre von Camp David Gast beim neuen Präsidenten sein.

Europäische Solidarität muss da zurückstehen. Keine Silbe ließ Tony Blair über den bevorstehenden Angriff auf den Irak verlauten, als Romano Prodi vergangene Woche in London war. Keine Silbe auch gegenüber Berlin oder Paris. Dass er und Bush nun international isoliert dastehen, kann Blairs Freude in Camp David so wenig anhaben wie die heftige Kritik der Labour-Linken, die Blair am Wochenende beim Labour-Parteitag in Glasgow über sich ergehen lassen musste. In vieler Hinsicht mag die Rede von der "Special Relationship" der Briten und Amerikaner nur ein Mythos sein.

Aber unübersehbar prägt sie die realen Schwierigkeiten, die Großbritannien mit der Hinwendung nach Europa hat. Die Briten wollen gute Europäer und Musterknaben im Umgang mit den USA sein. Zwei Interpretationen bestimmen dabei die britische Politik. Die Pro-Europäer setzen darauf, dass Großbritannien für Washington das Tor in die EU ist und ohne weitere Integration und vor allem den Betritt zum Euro an Einfluss in Washington verlieren würde. Die Atlantiker aber setzen darauf, dass Washington vor allem treue Bündnispartner will. Auf beiden Seiten aber erregen Vorstellungen, nach denen Europa nicht ein enger Partner der USA, sondern eine selbstständig handelnde Weltmacht sein soll, in London Unbehagen. Das wird besonders deutlich bei Bushs Plänen eines neuen Raketenabwehrsystems. Die Amerikaner brauchen den "Flugzeugträger Großbritannien" für das Projekt. Es wird der eigentliche Test für die transatlantische Freundschaft sein. Bei den Gesprächen könnte Blair ein Bonus für langjährige Treue helfen.

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