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Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky.

© dpa

Nach der Gedenkfeier: Aufregung über die Aussagen Buschkowskys

Es sollte der Opfer der rechtsextremistischen Mordserie gedacht werden. Stattdessen referiert Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky erneut über die Versäumnisse von Migranten bei der Integration. Dies empörte Teile der Netzgemeinde und der Politik.

Schon einige Minuten nach dem Auftritt des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky in der ARD Sondersendung zur gestrigen Gedenkfeier empören sich die ersten Twitteruser über seine Aussagen. "Das erste, was dem Buschkowsky nach der Trauerfeier einfällt: Die sollen sich mal ordentlich integrieren. #Kotz", twitterte Sven Kindler. "Totalversagen Rainald Beckers, #ARD ,nach der Gedenkfeier: Wer sich nicht integriert kann schon mal ermordet werden" , schrieb Moritz Schönleben.

Was war passiert? Anstatt auf das Leiden der Opfer einzugehen verwies Buschkowsky nach der Frage von Moderator Becker bezüglich der Diskriminierung im Alltag mal wieder auf sein Lieblingsthema. Die mangelnde Akzeptanz unter Ausländern und deren fehlender Integrationswille. "Waren es früher die Gastarbeiterkinder, die vereinzelt in den Klassen waren, so wurden sie schon von auch den deutschen Mitschülern nicht besonders nett behandelt, ist es heute andersrum. Wenn in einer Klasse nur noch ein, zwei deutsche Schüler sind, dann passiert dasselbe."

"Es ist ja nicht so, dass alle Einwandererkulturen miteinander sehr gut klarkommen und nur die Deutschen stören". Gerade während einer Trauerfeier zu solch einem Anlass versetzen Sätze wie diese viele Zuschauer in Rage.

Mit Buschkowsky während einer Gedenkfeier anlässlich rechtsextremistischer Morde über mangelnde Integration zu reden, wäre ähnlich unpassend, wie bei einer Trauerfeier für RAF-Opfer mit einem marxistischen Ökonomen über die Nachteile des Kapitalismus zu diskutieren, schreibt Ruhrbarone.de. Auch der Artikel zu dem Thema im Blog der Amadeo Antonio Stiftung wurde innerhalb eines Tages über 3000 mal gelesen.

Die Gedenkveranstaltung in Bildern:

Teile der Politik reagierten verstimmt auf den Auftritt des Neuköllner Bürgermeisters. "Bei der Gedenkveranstaltung ging es um Neonazi-Morde, um Verbrechen, die noch nicht aufgeklärt sind, um falsche Verdächtigungen gegenüber den Familien der Opfer. Es ging um Wiedergutmachung, nicht um Integrationspolitik. Ich finde, an einem solchen Tag sollte man sich ganz auf die Opfer konzentrieren", sagte die stellvertretende SPD-Vorsitzende

Aydan Özoguz dem Tagesspiegel.

Der partizipations- und flüchtlingspolitische Sprecher der Links-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Hakan Taş, sagte: "Das macht man nicht, das gehört sich nicht." Buschkowsky spreche immer wieder von den Problemen in Neukölln, sei in dem Bezirk aber selbst seit Jahren als Bezirksbürgermeister in der Verantwortung - "da muss er sich fragen lassen, was hat er in dieser Zeit für Lösungsvorschläge gebracht". Buschkowsky müsse "endlich begreifen, dass wir in einer multikulturellen Gesellschaft leben". Dies sei eine Bereicherung für Berlin.

Der integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Burkhard Dregger, sprach von unglücklichem Timing. Er halte es nicht für richtig, in Diskussionen zu diesem Thema, Defizite bei der Integration zu bemängeln.

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