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Applaus von der Parteichefin. Und der Wahlsieger Daniel Günther (M.) strahlt - ebenso wie der CDU-Spitzenkandidat für NRW, Armin Laschet.

© John Macdougall/AFP

Nach der Wahl in Schleswig-Holstein: Warum sich die CDU trotz des Erfolgs im Norden bescheiden gibt

Der Wahltag in Schleswig-Holstein war ein guter für die CDU. Doch die Kanzlerin warnt vor zu großer Euphorie - trotz des Merkel-Effekts.

Von Robert Birnbaum

Vor der Wahl, erzählt Daniel Günther, hat ihm Angela Merkel angekündigt, dass sie hinterher hier im Konrad-Adenauer-Haus zusammen auftreten werden. „Ich hab’ mir gedacht, is’ vielleicht fröhlicher, wenn wir die Wahl gewonnen haben“, sagt der Spitzenkandidat aus Schleswig-Holstein, „und das ham wir dann auch gemacht.“ Günther grinst, die Kanzlerin lächelt knapp. So geht Triumph auf Norddeutsch.

Der schlaksige Herr Günther aus dem Ostseebadestädtchen Eckernförde ist am Montag in der CDU-Zentrale der Mann der Stunde. Vor einem halben Jahr kannte den 43-Jährigen keiner, jetzt reihen ihn die ersten Überschlauen schon unter die Merkel-Nachfolger ein – so flott hat in der CDU lange keiner mehr Karriere gemacht. Dabei muss der Überraschungssieger aus Kiel jetzt erst mal den Sieg in ein Regierungsbündnis ummünzen.

Aber Günther geht das genauso unverzagt an wie die unwahrscheinliche Aufholjagd, die er von der Nominierung zum Not-Spitzenkandidaten im vorigen Oktober bis zum Sonntag hingelegt hat: „Die SPD hat glasklar verloren, von daher ist klar, an wen der Regierungsauftrag geht.“

"Wirklich beachtlich"

Für Merkel sind der Mann und sein Erfolg ein Geschenk. Günther ist genau die Sorte klarer Pragmatiker, mit der sie persönlich und politisch gut kann. Und dann die zweite Landtagswahl für die CDU in Folge gewonnen – besser könnte der Auftakt zur Bundestagswahl nicht laufen. „Wirklich beachtlich“, nennt die CDU-Chefin Günthers Durchmarsch: „Gestern war ein großartiger Tag.“

Das war’s dann aber auch an Gefühlsausbruch von ihrer Seite. Dabei hat sie allen Grund, mit sich selber ebenfalls zufrieden zu sein. Merkel war die Erste, die nach Ausbruch der Martin-Schulz-Huldigungsfeiern zu Ruhe und Gelassenheit riet. Den Hype um ihren Kanzlerkandidaten könne die SPD nie und nimmer monatelang durchhalten.

Dass er schon so früh brechen würde, ahnte sie nicht. Günther spottet jetzt über den Kandidaten, der „zwischenzeitlich ganz verschwunden“ schien, zum Wahlkampfabschluss doch noch in den Norden kam „und schlechte Laune verbreitet hat“. Die Kanzlerin habe dagegen für gute Stimmung gesorgt. Sogar einen „Merkel-Effekt“ will der Wahlsieger ausgemacht haben.

Jetzt steht die Wahl in NRW an

Merkel will davon aber so wenig wissen wie von Theorien, dass ab jetzt alles auf ihren Sieg im Herbst hinlaufe. „Landtagswahlen sind Landtagswahlen“, betont sie gleich mehrfach; der Sieg der Nord-CDU beruhe sehr stark darauf, dass sie die richtigen landespolitischen Themen beackert habe, G 9 statt G 8 für die Gymnasien, Straßenbau, Sicherheit.

Die Bescheidenheit hat gute Gründe. Nächste Woche wählt NRW. Die Hochburg der Sozialdemokraten unter den Ländern ist ein anderer Schnack, wie sie in Günthers Heimat sagen würden. Auch wenn die CDU dort ebenfalls nicht chancenlos scheint – wenn Merkel es nicht sowieso wüsste, könnte sie am Kandidaten Schulz studieren, wie dumm jemand plötzlich dasteht, wenn der vollmundig prophezeite Erfolg ausbleibt. Für sie stelle jeder Herausforderer der SPD eine Aufgabe dar, „mit der ich mich respektvoll auseinandersetze“, sagt sie – auch Martin Schulz.

Attacke auf Norddeutsch

Aber natürlich wird das jetzt leichter, nicht zuletzt innerparteilich. „Der Erfolg am Wochenende war ganz klar Angela Merkels Erfolg“, sagt am Rande der Bundesvorstandssitzung einer, der mit der Chefin sonst schon mal über Kreuz liegt. Andere tun so, als hätten sie nie Alarm geschrieen, als Merkel auf den „Schulz-Effekt“ nicht reagierte. Die CDU-Chefin selbst merkt auf die Frage nach eventuellen kritischen Tönen in der Vorstandssitzung nur trocken an: „Ich hatte heute den Eindruck, alle sind zufrieden – den Rest liest man ja meist in der Zeitung.“

Doch dem Schulz gibt sie ganz versteckt dann doch noch kurz einen mit. Die SPD in Kiel, sagt Günther, habe nicht nur wegen mauer Bilanz verloren, sondern auch wegen Ideenlosigkeit. Merkel nickt. „Nur Person und kein Programm kann ich auch nicht empfehlen.“ So geht Attacke auf Norddeutsch.

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