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Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee - vor dem Bundestag ist daher ein guter Ort der Würdigung.

© imago/Photocase

Nach einer unwürdigen Debatte: Vor dem Bundestag ist der richtige Ort für die Würdigung der Soldaten

Ein großer Zapfenstreich für die Rückkehrer aus Afghanistan- die Entscheidung kommt spät, aber sie ist richtig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ist das nicht unwürdig? Da gibt die Bundeswehr 20 lange Jahre ihr Bestes in Afghanistan, weil die Freiheit auch am Hindukusch verteidigt wird, wie Verteidigungsminister Peter Struck zu Beginn gesagt hat – und dann, bei Abzug steht keine, keiner aus der Politik bereit, die letzten Soldat:innen zu empfangen? Einerlei, ob der Kommandeur meinte, die 264 Frauen und Männer hätten nur nach Hause gewollt – ein Empfang hätte die nötige Wertschätzung gezeigt.

Es ging nicht darum, dass sich Ministerin und Abgeordnete wichtig machen. Sie hätten auch nur still da sein können, schlicht da für die, die ihnen anvertraut sind.

Die Bundeswehr ist doch eine Parlamentsarmee, und wir sind stolz darauf. Insofern ist es gut, dass Soldat:innen jetzt nach vielem Hin und Her im Herzen der Demokratie in einem würdigen Akt vor dem Reichstagsgebäude mit einem Zapfenstreich geehrt werden.

Es geht um ein öffentliches Gedenken für die Gefallenen

Lange genug hat diese Einsicht ja auf sich warten lassen. So richtig jede Veranstaltung im Bendlerblock, also im Verteidigungsministerium ist – es geht auch um ein öffentliches Gedenken für die Gefallenen.

Und darum, traumatisierten Rückkehrern insofern Reverenz zu erweisen, als ihnen vor aller Augen deutlich wird: Euer Dienst wird gesehen, wird gewürdigt. Es darf nicht auch noch der Eindruck entstehen, dass sich niemand interessiert und dass Blut, Schweiß und Tränen umsonst waren.

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Man möchte gar nicht genau wissen, was im Hintergrund alles gelaufen ist zwischen Bundestagspräsident, Bundespräsident und Verteidigungsministerin, bis endlich diese Einigung erzielt worden ist. Womöglich hätten die Soldat:innen dann noch selbst verzichtet.

Dabei ist es von der Sache her ganz einfach: Mag man auch finden, der Einsatz sei gut gemeint gewesen, aber lange Zeit nicht ausreichend durchdacht und geplant, so sollte die Truppe trotzdem mit allem Respekt wieder zu Hause willkommen geheißen werden. Das ist die Politik ihnen schuldig, die sie ja immerhin entsandt hat. Sagen wir so: Soldaten stehen in der Pflicht zur Kameradschaft – Politiker in der zum Anstand.

Und der, aus Fehlern zu lernen, weil Afghanistan keineswegs der letzte Kampfeinsatz der Bundeswehr in der Welt da draußen ist. Im Blick auf dieses Land, das sich die Taliban gerade wieder zurückholen, wurde schon auch einiges falsch gemacht, politisch. Das bezieht sich zum Teil auf ungenügende Ausbildung und Ausrüstung, aber auch darauf, dass die Taliban von jedem Geldfluss hätten abgeschnitten werden müssen, um Waffenkäufe zu unterbinden. Oder dass der Mohn hätte vernichtet werden sollen. Vorbei. Die Soldat:innen haben das nicht zu verantworten. Darum sollten sie auch gewürdigt und geehrt werden.

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