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Die Europäische Zentralbank hatte am 5. Juni den Leitzins um 0,1 Prozentpunkte auf 0,15 Prozent gesenkt.

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Update

Nach EZB-Zinssenkung: Banken wollen Dispo-Zinsen ein wenig senken

Die Niedrig-Zinsen der Europäischen Zentralbank sollen in erster Linie der Wirtschaft in den Euro-Krisenländern aufhelfen. Für Verbraucher in Deutschland könnte es demnächst einen positiven Effekt geben - in Form niedrigerer Dispo-Zinsen.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins zu senken, ist in erster Linie als Hilfsmaßnahme für kriselnde Euro-Länder gedacht. Doch jetzt könnten auch Verbraucher in Deutschland profitieren - zumindest ein bisschen. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung reagieren die ersten Banken mit der Senkung ihrer Dispo-Zinsen auf die Leitzinsentscheidung der EZB. Wie die Zeitung in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf eine Umfrage bei mehr als zehn Geldinstituten berichtete, wollen die Banken den Zinssatz bei der Überziehung des Girokontos in den kommenden Wochen um zwischen 0,1 und 0,5 Prozentpunkte senken. Die EZB hatte am 5. Juni den Leitzins um 0,1 Prozentpunkte auf 0,15 Prozent gesenkt. Zu diesem Zins können sich Banken bei der Notenbank Geld leihen. Die Entscheidung dürfte mit Einschnitten für Sparer verbunden sein. Andererseits ist fraglich, ob die Niedrig-Zinsen der EZB in der Wirtschaft von Krisenländern wie Griechenland überhaupt ankommen.

Laut dem "Bild"-Bericht senken die Deutsche Bank und die Berliner Bank zum 16. Juni den Dispo-Zins um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf maximal 11,8 Prozent je nach Kontotyp. Bei der Norisbank sinke der Zinssatz von 11,25 auf 11,15 Prozent. Auch die Postbank ändert laut dem Bericht ihre Konditionen: Für das Konto "GiroPlus" gelten demnach künftig 11,95 statt 12,05 Prozent, für das "GiroExtraplus" 9,3 statt 9,4 Prozent. Die Commerzbank senke für Neukunden die Dispo-Zinsen ab dem 26. Juni um 0,5 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent. Die Targobank wolle zum 1. Juli ihren Zinssatz ändern, die Höhe stehe noch nicht fest.

Grüne und Linke fordern gesetzliche Obergrenzen

Die Opposition im Bundestag äußerte heftige Kritik. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, sagte am Samstag: „Die aktuellen Zinssenkungen sind ein schlechter Witz. Die Banken bekommen Geld zum Nulltarif und zocken noch immer Dispozinsen in zweistelliger Höhe ab.“ Es werde höchste Zeit für einen gesetzlichen Deckel. Auch die verbraucherpolitische Sprecherin der Linken, Caren Lay, sprach von einem „Witz“. „Die marginale Zinssenkung ändert nichts an dem Milliardengeschäft der Banken auf Kosten ihrer ärmsten Kunden, die regelmäßig auf einen Dispo-Kredit angewiesen sind und immer tiefer in die Schulden rutschen.“ Auch die Linke fordert gesetzliche Obergrenzen. Verbraucher-Staatssekretär Gerd Billen hatte zuvor die Kreditwirtschaft aufgefordert, die Dispozinsen fürs Konto-Überziehen zu senken. Die Herabsetzung des Leitzinses auf das Rekordtief von 0,15 Prozent zeige, dass die Institute sich noch lange Zeit sehr billig Geld leihen könnten. „Wenn Banken gleichzeitig für die Inanspruchnahme von Dispo-Krediten völlig überzogene Zinsen nehmen, ist das aus Sicht der Verbraucher unverständlich.“

Die Höhe der Dispozinsen von teils mehr als 10 Prozent steht zunehmend in der Kritik der Verbraucherschützer. „Wir haben viel zu hohe Dispozinsen im Vergleich zum sonstigen Zinsumfeld“, kritisierte Verbraucherschützerin Dorothea Mohn in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Notfalls müsse die Politik die Institute zu Änderungen zwingen, sagte die Geldanlageexpertin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).
Banken und Sparkassen verwiesen darauf, dass die Institute beim Dispo in den vergangenen Jahren durchaus auf die Kunden zugegangen seien. Zudem gebe es günstigere Alternativen zum vergleichsweise teuren Dispokredit. (AFP/dpa/Tsp)

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