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Israelische Bodentruppen im Gaza-Streifen.

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Update

Nach israelischen Angriffen auf Gaza: Waffenruhe zwischen Israel und Hamas beendet

Nach heftigen Angriffen auf den Gazastreifen mit vielen Toten hat Israel am Sonntag eine zweistündige Feuerpause für das besonders betroffene Schedschaija verkündet.

Eine humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas zur Bergung der Toten in der Stadt Gaza ist nach einer knappen Stunde zusammengebrochen. Hamas-Kämpfer hätten das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, sagte eine Armeesprecherin. Zuvor hatte sich die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas zu einer dreistündigen humanitären Waffenruhe bereit erklärt. Ein entsprechender Vorschlag des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sei von der Hamas akzeptiert worden, erklärte ein Sprecher der Palästinenserorganisation am Sonntag. Zuvor waren bei massiven Angriffen der israelischen Armee auf Ziele im Gazastreifen dutzende Palästinenser getötet worden. Die Zahl der Toten in der Stadt Gaza ist am Sonntag auf 40 gestiegen. 400 weitere Menschen seien in dem Viertel Sadschaija verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Unter den Opfern seien zahlreiche Zivilisten. Die Armee beschoss den Stadtteil nach diesen Angaben mit Raketen und Granaten. Es war der Angriff mit den meisten Todesopfern seit Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen seit dem 8. Juli.

Tausende Palästinenser flohen aus dem östlichen Stadtteil Schedschaija, viele von ihnen zu Fuß, wie mehrere AFP-Reporter berichteten. Auf den Straßen lagen zahlreiche Leichen. Krankenwagen konnten zunächst nicht in das Gebiet vordringen. Rettungskräfte sagten AFP, offenbar seien viele Verletzte wegen der Angriffe eingekesselt. Demnach wurden bereits mindestens 20 Tote in Schedschaija geborgen, es soll hunderte Verletzte geben. Die Opferzahl könne aber noch deutlich steigen.

Tausende Menschen auf der Flucht. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas ist zu einer dreistündigen humanitären Waffenruhe bereit.
Tausende Menschen auf der Flucht. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas ist zu einer dreistündigen humanitären Waffenruhe bereit.

© Reuters

Zuvor hatte die israelische Armee am Samstagabend ihre Bodenoffensive gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ausgeweitet. Wie das Militär am Sonntagmorgen mitteilte, beteiligten sich zusätzliche Kräfte daran, den „Terror im Gazastreifen zu bekämpfen“. Nach israelischen Medienangaben setzten die Streitkräfte eine große Zahl von Bodentruppen im Gazastreifen ein. Die Korrespondentin des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira berichtete am Sonntagmorgen aus dem Gazastreifen, Israel habe den Beschuss aus Panzerkanonen verstärkt.

Nach Angaben des israelischen Militärs vom Sonntagmorgen starben zwei weitere israelische Soldaten. Damit stieg die Zahl der toten israelischen Soldaten seit Beginn der Bodenoffensive in der Nacht zum Freitag auf insgesamt fünf.

Eine palästinensische Frau in einem Krankenhaus in Gaza Stadt.
Eine palästinensische Frau in einem Krankenhaus in Gaza Stadt.

© Reuters

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt am Sonntag seine Vermittlungsbemühungen

Bei einem israelischen Luftangriff auf das Haus eines führenden Hamas-Mitglieds kamen nach palästinensischen Angaben in Gaza-Stadt vier Menschen ums Leben. Die Opfer seien der Sohn des Hamas-Führers, die Ehefrau des Sohnes, ihre Tochter und ein Nachbar gewesen. Der Hamas-Aktivist sei zur Zeit des Angriffs nicht zu Hause gewesen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt am Sonntag seine Vermittlungsbemühungen im Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha.

Tausende Palästinenser flohen aus dem östlichen Stadtteil Schedschaija, viele von ihnen zu Fuß.
Tausende Palästinenser flohen aus dem östlichen Stadtteil Schedschaija, viele von ihnen zu Fuß.

© Reuters

Wie die Vereinten Nationen am Samstagabend in New York weiter mitteilten, werde Ban danach nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman fahren. Ziel der Reise sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden. Ban werde am Ende der Woche nach New York zurückkehren. Ebenfalls in Katar trifft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Sonntag Hamas-Exil-Chef Chaled Meschaal zu Beratungen über eine Feuerpause im Konflikt mit Israel. Dies berichteten der Hamas im Gazastreifen nahe stehende Quellen und palästinensische Internetseiten. Meschaal lebt in Katar. Der Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste, Aschraf al-Kidra, sagte, seit Beginn der israelischen Bodenoffensive seien mehr als 100 Palästinenser getötet worden. Israel wurde seit dem 8. Juli nach einer Mitteilung seiner Streitkräfte von Sonntag mit mehr als 1770 Raketen aus dem Gazastreifen beschossen. Davon seien 360 von Raketenabwehrsystem abgefangen worden. Seit Beginn der Bodenoffensive in der Nacht zum Freitag seien mindestens 70 „Terroristen“ getötet worden.

Für die Zivilbevölkerung in Gaza wird die humanitäre Lage immer unerträglicher

Die in der Nacht zum Freitag begonnene Bodenoffensive wird von den israelischen Streitkräften mit schwerem Raketenbeschuss unterstützt. In Israel starb bei einem Raketenangriff militanter Palästinenser ein zweiter Zivilist an den Folgen seiner Verletzungen. Israel hatte am 8. Juli erstmals wieder Stellungen der Hamas im Gazastreifen angegriffen. Ziel der nachfolgenden Bodenoffensive sei es vor allem, das verzweigte Tunnelsystem der Hamas inner- und außerhalb des Gazastreifens zu zerstören, hieß es. Auch der Beschuss Israels durch Raketen der Militanten soll gestoppt werden. Zu Beginn der Bodenoperationen war ein israelischer Soldat getötet worden, der irrtümlich aus den eigenen Reihen beschossen wurde.
Für die Zivilbevölkerung in Gaza wird die humanitäre Lage immer unerträglicher. Zur permanenten Todes- und Verletzungsgefahr gesellen sich langanhaltende Stromausfälle und der Zusammenbruch der Wasserversorgung. Immer mehr Menschen fliehen vor den israelischen Angriffen. 61 500 Palästinenser hätten in den Schulen des Flüchtlingshilfswerks UNRWA Schutz gesucht, teilte UNRWA-Sprecher Chris Gunness am Samstag mit. Das seien mehr als beim letzten großen bewaffneten Konflikt in Gaza um die Jahreswende 2008/09, fügte Gunness hinzu.

Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, wurde daraufhin endgültig Makulatur. Ein Ende des blutigen Schlagabtausches war auch am Samstag nicht in Sicht. Ägypten warb für seinen Fahrplan für eine Waffenruhe, ohne Bereitschaft zu einem Nachbessern gezeigt zu haben. Der am Dienstag vorgelegte Entwurf hatte die Wünsche der Hamas nicht berücksichtigt und war von dieser abgelehnt worden. „Wir werden den Plan weiter anbieten und hoffen, sobald wie möglich Unterstützung dafür zu bekommen“, erklärte Außenminister Sami Schukri bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius in Kairo. (dpa, AFP)

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