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Der afghanische Präsident Karsai will die internationalen Truppen früher aus dem Land haben.

© dapd

Nach Karsai-Forderung: Deutschland liebäugelt mit früherem Abzug vom Hindukusch

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erwägt einen beschleunigten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Aus der Union kommen ähnliche Stimmen. Die SPD warnt aber vor einem „Wettrennen um den schnellsten Abzug“.

Die Bundeswehr zieht möglicherweise früher vom Hindukusch ab als geplant. „Wir werden gewiss nicht länger in Afghanistan bleiben als unsere Verbündeten und als von der afghanischen Seite gewünscht“, sagte Außenminister Guido Westerwelle am Freitag am Rande seines Besuchs in Armenien. Bisher ist das Ende des Militäreinsatzes der internationalen Gemeinschaft für Ende 2014 vorgesehen. Die SPD warnte bereits vor einem „Wettrennen um den schnellsten Abzugstermin“.

Hintergrund ist eine Forderung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, die ausländischen Truppen sollten sich nach dem Amoklauf eines US-Soldaten sofort in ihre Kasernen zurückziehen und schon 2013 das Land verlassen. Die NATO schloss das am Donnerstag nicht mehr aus.

Der frühere UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan Tom Koenigs hält einen vorzeitigen Abzug für richtig. Wenn sich die Afghanen zutrauten, das Land ohne die internationalen Soldaten zu regieren, dann solle das möglich gemacht werden, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Er betonte: „Jetzt ist die Zeit, geordnet abzuziehen“. Ohne die Amerikaner könne die Bundeswehr nicht in Afghanistan bleiben.

CDU-Außenexperte Philipp Mißfelder schloss sich dieser Sichtweise an. Wenn die afghanischen Sicherheitskräfte selbst für sich sorgen wollten, könne Karsai einen früheren Abzug fordern, sagte Mißfelder der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die widersprüchlichen Aussagen aus Kabul, Washington und Berlin seien irritierend und trügen nicht zur Stabilisierung der Lage am Hindukusch bei, kritisierte SPD-Fraktionsvize Gernot Erler am Freitag in Berlin. Er forderte Westerwelle auf, im Bundestag für Aufklärung zu den Abzugsplänen der Bundeswehr zu sogen.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap zufolge ist mehr als jeder zweite Deutsche (57 Prozent) für einen rascheren Rückzug noch vor Ende 2014 ist. 26 Prozent halten das Jahr 2014 für einen geeigneten Zeitpunkt. Zwölf Prozent der für den ARD-Deutschlandtrend befragten 1.000 Bürger sind indes der Meinung, dass die Bundeswehr Afghanistan erst später verlassen sollte. (dapd)

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