zum Hauptinhalt
Ein Porträtfoto des ermordeten Investigativ-Journalisten Jan Kuciak steht vor den Räumen der Aktuality Redaktion.

© dpa/ Jakub Kotian

Nach Mord an slowakischem Journalisten: Kronzeuge im Mordfall Kuciak zu 15 Jahren Haft verurteilt

Vor knapp zwei Jahren erschütterte der Mord an dem Journalisten Jan Kuciak und dessen Freundin die Slowakei. Ein Kronzeuge erhielt nun eine mildere Strafe.

Im Fall des Mordes an dem slowakischen Journalisten Jan Kuciak und dessen Lebensgefährtin gibt es ein erstes Urteil. Ein Kronzeuge habe eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft unterzeichnet und sei zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, berichtete die Agentur TASR am Montag. Dem Mann wird zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an die mutmaßlichen Auftragskiller vermittelt zu haben.

Ein Kronzeuge tritt gegen Zusicherung einer milderen Strafe als Zeuge in einem Prozess um eine Straftat auf, an der er selbst beteiligt war. Das Spezialgericht in Pezinok nördlich der Hauptstadt Bratislava erhöhte die Strafe im konkreten Fall zwar von den zunächst mit der Staatsanwaltschaft vereinbarten 10 Jahren auf 15 Jahre; ohne die Kronzeugenregelung hätte der Mann aber mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen müssen.

Der Journalist Jan Kuciak war im Februar 2018 mit seiner Freundin Martina Kusnirova tot in seinem Haus in der westslowakischen Gemeinde Velka Maca aufgefunden worden. Beide wurden erschossen. Der 27 Jahre alte Reporter hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Unter den Angeklagten in dem Mordfall ist auch ein umstrittener slowakischer Unternehmer, der als mutmaßlicher Drahtzieher gilt.

Der 42 Jahre alte Verurteilte hatte mit den Ermittlern bei der Aufklärung des Doppelmordes zusammengearbeitet. Für die Vermittlung des Mordes erließen ihm die Auftraggeber nach Angaben der Staatsanwaltschaft Schulden in Höhe von 20.000 Euro und sagten ihm zudem 50.000 Euro als Belohnung zu.

Die Strafe für den Mittäter sei zu niedrig, kritisierte der Bruder des Ermordeten, Jozef Kuciak. „Wir können (vor Gericht) nicht gewinnen, denn unser Verlust kann durch nichts ersetzt werden“, sagte er nach Angaben der Agentur CTK. Ein Sprecher für die Familie Kusnirova sagte: „Ich denke, dass für die Eltern eines ermordeten Kindes keine Strafe ausreichend sein kann - und damit auch nicht gerecht.“

Die Hauptverhandlung gegen die vier weiteren Angeklagten in dem Fall ist für Anfang Januar geplant. Der Prozess, der kurz vor Weihnachten begonnen hatte, findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Journalistenmord hatte das Land mit knapp fünfeinhalb Millionen Einwohnern erschüttert. Es kam zu Massenprotesten gegen Misswirtschaft und Korruption. Im März 2018 führten sie zum Sturz des damaligen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Robert Fico. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false