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Protest in Tel Aviv. Auch am anderen Ende des Mittelmeers bekundeten Menschen ihre Solidarität mit den Opfern der Anschläge von Paris.

© AFP

Nach Paris-Attentaten: Französische Juden strömen nach Israel

Bislang kauften sich jüdische Franzosen gerne ein Urlaubshäuschen in Israel. Nun kommen sie massenhaft - um zu bleiben.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bewies wieder einmal, welch opportunistischer Wahlkämpfer er ist: Nach den Massakern in Paris teilte er der französischen Regierung und der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich sein Beileid mit, ließ aber gleichzeitig erklären, er werde nicht nach Paris zu den Trauer- und Solidaritätsdemonstrationen kommen. Aus Sicherheitsgründen. So, als brauche es für ihn mehr Schutz als für Hollande, Merkel und Cameron.

Doch dann teilten die beiden mit ihm konkurrierenden Chefs der rechten bis nationalistischen Parteien, Außenminister Avigdor Lieberman von „Israel Unser Haus“ und Wirtschaftsminister Naftali Bennett vom „Jüdischen Heim“, mit, sie würden sehr wohl nach Paris fliegen. Prompt meldete sich auch Netanjahu zum „Gruppenflug“ nach, denn dieser könnte sich doch als wählerwirksam erweisen. Ein Treffen am Rande der Demonstrationen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist nicht geplant.

Das offizielle Israel wird den vier Todesopfern aus dem koscheren Supermarkt eine staatliche Beerdigung in Jerusalem ausrichten. In Jerusalem und Tel Aviv fanden und finden Trauerzeremonien und -kundgebungen statt. Israel, sowohl das offizielle als auch die breite Öffentlichkeit, findet sich in seinen jahrelangen Befürchtungen, was die größte jüdische Gemeinde in Europa angeht, durch den Terrorakt gegen den Supermarkt bestätigt. Folglich rief Netanjahu die französischen Juden auf, nach Israel auszuwandern.

Mindestens 10 000 Einwanderer aus Frankreich sollen kommen

Aus der Gruppe der rund 600 000 in Frankreich lebenden Juden werden in diesem Jahr mehr Einwanderer denn je in Israel erwartet. Waren es 2014 noch rund 7000 französische Einwanderer – von insgesamt 27 000 aus aller Welt –, so geht man nun von mindestens 10 000 aus. Erfahrungsgemäß kaufen Juden aus Frankreich Wohnungen in Israel – hauptsächlich in Netanja nördlich von Tel Aviv – für Urlaubszwecke, als lohnende Investitionen und um ein „sicheres Bein“ für den – jetzt für viele eingetretenen – Notfall zu haben. Nur ganz wenige begnügen sich mit Mietwohnungen.

Nun wird als Folge der zunehmenden Einwanderung und des Bedürfnisses, sich mit einer Wohnung in Israel abzusichern, ein massiver Preisanstieg für Wohnungen befürchtet, der den ohnehin brodelnden Wohnungsmarkt zum Überkochen bringen könnte. Die Kibbuzbewegung hat sich ihrerseits bereit erklärt, 100 minderbemittelte französische Familien in ihrem Kibbuzzim aufzunehmen.

Ganz anders als Israel hat die islamistische Hamas im Gazastreifen auf die Ereignisse von Paris reagiert. Auf ihrer Facebook-Seite zeigt sie die drei Terroristen mit der Bildunterschrift: „Die von Gott gesandten Märtyrer, die Helden von Paris“.

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