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Münchner Zentrum im Klinikum rechts der Isar.

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Update

Nach Skandal in Göttingen und Regensburg: Neue Auffälligkeiten bei Organtransplantationen entdeckt

Zwei Monate ist es her, dass ein Skandal das Vertrauen der Deutschen ins Organspendesystem erschütterte. Nun gibt es in München neue Auffälligkeiten - und Ärztepräsident Montgomery sagt, es gehe "etwa in die Richtung wie in Göttingen und Regensburg".

Zwei Monate nach dem Bekanntwerden von Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen an Transplantationszentren gibt es jetzt im Klinikum rechts der Isar Unregelmäßigkeiten. Dort seien die Wartelisten für Lebertransplantationen überprüft worden, bestätigte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. Es habe „Auffälligkeiten“ gegeben. Montgomery sprach von einem Anfangsverdacht, der geprüft werden müsse. „Es geht in etwa in die Richtung wie in Göttingen und Regensburg.“ Weitere Einzelheiten wollte Montgomery nicht nennen.

An den Unikliniken in Göttingen und Regensburg soll ein Oberarzt Krankenakten manipuliert haben, um Patienten auf der Warteliste für Spenderorgane ganz vorn zu platzieren. Der Skandal hatte in Deutschland eine heftige Debatte über die Organvergabe ausgelöst, in deren Folge sich Bund, Länder, Krankenkassen, Krankenhäuser und Ärzte auf strengere Kontrollen verständigten. Nach Angaben der BÄK haben sich bei Prüfungen der Lebertransplantationszentren am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und an der Charité in Berlin im September keine Auffälligkeiten gezeigt. Wegen der Auffälligkeiten in dem Münchner Klinikum kritisierte Montgomery die bayerischen Behörden. „Mich irritiert sehr, dass aus der bayerischen Staatsregierung vor einiger Zeit vermeldet worden war, dass man die bayerischen Programme überprüft und nichts gefunden habe“, sagte der Ärztepräsident. Hier bewahrheite sich einmal mehr, dass eine unabhängige Prüfung durch eine Kommission der Selbstverwaltung gemeinsam mit den Ländern wahrscheinlich „genauer und besser prüft als eine reine Kommission der betroffenen Ministerien“.

Verfahren für schärfere Kontrollen festgelegt

Nach Angaben der BÄK haben die Prüfungs- und die Überwachungskommission von Krankenhausgesellschaft, gesetzlicher Krankenversicherung und Bundesärztekammer am Mittwoch Verfahren für schärfere Kontrollen in
den 47 Transplantationszentren festgelegt. Dort sollen die unterschiedlichen Transplantationsprogramme mindestens einmal in 36 Monaten vor Ort geprüft werden. Ziel sei es, Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Führen der Wartelisten von Transplantationspatienten und der Organvermittlung aufzuklären. Dazu werden laut BÄK voraussichtlich zwölf „organspezifische Prüfungsgruppen“ gebildet. In jeder Gruppe würden mindestens zwei Mitglieder der Prüfungskommission oder der Überwachungskommission sowie zwei für das jeweilige Organtransplantationsprogramm sachverständige unabhängige Ärzte mitwirken. Zudem würden sie von Mitarbeitern der zuständigen Landesministerien begleitet.

Zunächst würden sämtliche Lebertransplantationsprogramme geprüft, teilte die BÄK weiter mit. Die Erstvisitationen sollten bis Mitte 2013 abgeschlossen sein. Sofern sich dabei Auffälligkeiten ergeben, würden weitere Prüfungen jeweils einer zweiköpfigen Sonderprüfungsgruppe - die in der Regel aus einem Arzt und einem Juristen besteht - übertragen. Bereits seit 1. August sind stichprobenartige unangemeldete Prüfungen an Transplantationszentren möglich. Der Bundestag hatte bereits im Mai fraktionsübergreifend eine entsprechende Änderung des Transplantationsgesetzes beschlossen. (dapd)

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