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Rückkehr zur Normalität: Eine Erzieherin spielt mit den Kinder der Vorschulgruppe in einer Kindertagesstätte (hier in Schwerin).

© dpa

Nach Studie zu Corona-Infektionsrisiko für Kinder: Kretschmann will Grundschulen und Kitas Ende Juni öffnen

Baden-Württemberg stützt sich bei der Schul- und Kitaöffnung auf erste Studienergebnisse. Demnach hätten Kinder unter zehn offenbar kein besonderes Infektionsisiko.

In Baden-Württemberg sollen spätestens ab Ende Juni Grundschulen und Kindertagesstätten wieder öffnen. Die Landeregierung stützt sich bei ihrer Entscheidung auf erste Ergebnisse einer Untersuchung der Universitätskliniken Heidelberg, Freiburg und Tübingen, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag vorstellte. Die Studie zeige, dass Kinder unter zehn Jahren offenbar kein besonderes Infektionsrisiko beim Coronavirus hätten.

"Damit können wir ausschließen, dass Kinder besondere Treiber der Infektion sind", sagte Kretschmann. In der Untersuchung wurden 2500 Kinder unter zehn Jahren und jeweils ein Elternteil auf Symptome und Antikörper getestet. Dabei habe sich gezeigt, dass die Kinder seltener eine Infektion durchgemacht hätten als ihre Eltern, sagte der Ministerpräsident.

Kretschmann betonte, dass endgültige Ergebnisse erst in einer oder zwei Wochen zu erwarten seien. Aber die Wissenschaftler hätten versichert, die bisherigen Erkenntnisse seien "ein stabiler Trend", der die Öffnung der Kitas und Grundschulen rechtfertige.

Kretschmann sagte, er habe das wissenschaftliche Endergebnis für diese Entscheidung nicht abwarten wollen, weil "der politische Druck der Eltern sehr hoch sei." Das sei auch den Wissenschaftlern bewusst gewesen.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Damit will Kretschmann aber noch keine Entwarnung geben. Denn noch immer sei zu wenig über kurz- und langfristige Schäden einer Corona-Infektion auch bei jungen Menschen bekannt. "Die Nachrichten dazu sind beunruhigend", sagte der Ministerpräsident.

Über die Öffnung von Kindertagesstätten und Grundschulen wird heftig debattiert. Zuletzt hatten vier medizinische Fachgesellschaften gefordert, Kindergärten und Schulen trotz der Corona-Pandemie wieder vollständig zu öffnen.

Zu einem anderen Ergebnis kam eine Studie, an der Charité-Virologe Christian Drosten beteiligt war. "Basierend auf diesen Resultaten haben wir Vorbehalte gegen die unbegrenzte Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten in der derzeitigen Situation. Kinder könnten genauso ansteckend sein, wie Erwachsene", heißt es in dem Abstract der Untersuchung.

[Mehr zum Streit zwischen Christian Drosten und der "Bild" können Sie hier lesen.]

Die "Bild" Zeitung hatte die Drosten-Studie unter Verweis auf Reaktionen von Wissenschaftlern scharf kritisiert und als "grob fahrlässig" bezeichnet. Einige Wissenschaftler distanzierten sich daraufhin von der Kritik. Drosten warf der Boulevardzeitung "tendenziöse Berichterstattung" vor.

Neben der Öffnung von Grundschulen und Kitas beschloss das baden-württembergische Kabinett weitere Lockerungen. Ab Juni öffnen weitere gastronomische Betriebe und Freizeiteinrichtungen öffnen. Dann sind auch bestuhlte öffentliche Veranstaltungen für bis zu hundert Menschen wieder erlaubt. (AFP, Tsp)

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