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Politik: Nach Tiflis – langsam und zu Lande

Moskau - Manchmal hat das Schicksal Sinn für Ironie und macht wundersamerweise Menschen zu Opfern von Sanktionen, die ihr Staat gegen andere verhängt hat. Am Mittwoch traf es Russlands Botschafter in Georgien, Wjatscheslaw Kowalenko.

Moskau - Manchmal hat das Schicksal Sinn für Ironie und macht wundersamerweise Menschen zu Opfern von Sanktionen, die ihr Staat gegen andere verhängt hat. Am Mittwoch traf es Russlands Botschafter in Georgien, Wjatscheslaw Kowalenko. Moskau hatte im Oktober, nachdem Georgien mehrere russische Offiziere wegen Spionage verhaftet hatte, eine Hexenjagd auf in Russland lebende Georgier veranstaltet und gegen die Republik im Südkaukasus ein Totalembargo verhängt. Auch die Verkehrsverbindungen sind seither gekappt. Statt direkt nach Tiflis zu fliegen, musste der Botschafter daher den Umweg über Armenien machen und dort auch übernachten. Erst gestern früh konnte er die Reise fortsetzen. Bei gutem Wetter sind es von der armenischen Hauptstadt Jerewan bis Tiflis immerhin mindestens acht Stunden. Dazu kommt, dass die Gegend höchst unsicher ist. Denn die georgische Heerstraße, wie die Verbindung seit altersher heißt, führt auch über die Region Dschawacheti, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt ist und die Tiflis nur bedingt kontrolliert. Der Diplomat wurde daher von Leibwächtern eskortiert.

Dass Russland überraschend mit der Rückkehr des Botschafters Tiflis gegenüber guten Willen zeigte, erklären hiesige Beobachter vor allem mit der gegenwärtigen Tagung des Europarates in Straßburg. Moskau fürchtete offenbar, dort wegen seiner imperialen Politik im postsowjetischen Raum angezählt zu werden. Von einer wirklichen Normalisierung ihrer Beziehungen sind beide Staaten jedoch nach wie vor Lichtjahre entfernt. Russland verübelt seinem südlichen Nachbarn den außenpolitischen Kurswechsel nach der „Revolution der Rosen“ im November 2003. Georgien bemüht sich seither um Integration in westeuropäische Strukturen wie die Nato und die Europäische Union. Moskau rächt sich dafür, indem es Georgiens Separatisten in Abchasien und Südossetien unterstützt. Außerdem stoppte Russland im März 2006 den Import georgischer Weine und Mineralwässer wegen angeblicher Qualitätsmängel. Der armen Republik – Moskau ist nach wie vor wichtigster Abnehmer – entstanden dadurch Schäden in Milliardenhöhe.

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