zum Hauptinhalt

Nach Unruhen: Regierungschef Osttimors tritt zurück

Wenige Wochen nach den schweren Unruhen in Osttimor ist der umstrittene Regierungschef Mari Alkatiri zurückgetreten. Er wolle damit eine Verschärfung der Krise abwenden, erklärte Alkatiri in der Hauptstadt Dili.

Dili - Der charismatische und beliebte Präsident Xanana Gusmão hatte zuvor seinen Rücktritt angedroht, sollte der Ministerpräsident sein Amt nicht zur Verfügung stellen. Kritiker warfen Alkatiri vor, mit der Entlassung von rund 600 Soldaten schwere Unruhen ausgelöst zu haben, bei denen im Mai mindestens 21 Menschen getötet wurden.

Die Interessen seiner Heimat stünden an oberster Stelle, hieß es in einer Erklärung, die Alkatiri auf der Veranda seines Amtssitzes auf Portugiesisch, der Landessprache Tetun und Englisch verlas. Mit seinem Rücktritt habe er auch verhindern wollen, das Gusmão zurücktrete. Der einstige Führer des militärischen Widerstandes gegen die indonesische Besatzungsmacht, der in der Bevölkerung noch große Popularität genießt, hatte Alkatiri in der vergangenen Woche ultimativ aufgefordert, die Verantwortung für die Krise zu übernehmen.

Alkatiri widersetzte sich bis zuletzt dem Ultimatum des Staatschefs. Noch am Sonntag bestätigte ihn die regierende Fretilin-Partei als Generalsekretär im Amt. Aus Protest gegen die Entscheidung der Partei reichten Außen- und Verteidigungsminister José Ramos-Horta sowie Verkehrsminister Ovidio de Jesus Amaral und Vize-Gesundheitsminister Luis Lobato ihren Rücktritt ein.

Alkatiri gehörte 1975 zu fünf führenden Mitgliedern der für die Unabhängigkeit von der indonesischen Besatzungsmacht streitenden Fretilin, die ins Ausland geschickt wurden, um dort Unterstützung für den Widerstandskampf zu sammeln. Der heute 56-jährige Politiker ging nach Mosambik, wo er ein Vertrauter des sozialistischen Staatschefs Samora Machel wurde. Er blieb 24 Jahre in dem südafrikanischen Land und kehrte erst 1999 nach dem Abzug der indonesischen Armee in seine Heimat zurück.

Jubel nach Rücktritt

Auf den Straßen Dilis wurde die Entscheidung Alkatiris bejubelt. Bei der osttimoresischen Bevölkerung war der Regierungschef unbeliebt. Ihm wurden vor allem die Unruhen im Mai angelastet, bei denen mindestens 21 Menschen getötet wurden. Auslöser war die im März von Alkatiri angeordnete Entlassung von rund 600 der insgesamt 1.400 Regierungssoldaten. Rund 2.200 ausländische Soldaten wurden zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in das kleine Land entsandt.

Schon vor dem Gewaltausbruch wurde Alkatiri Arroganz und Fehlentscheidungen vorgeworfen, unter anderem die versuchte Abschaffung des obligatorischen Religionsunterrichts in dem katholischen Land. An seinem Parlamentsmandat will Alkatiri festhalten. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false