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Hassan Ruhani

© afp

Nachfolger von Mahmud Ahmadinedschad: Reformer Ruhani führt bei Präsidentenwahl im Iran

Im Iran scheidet Präsident Mahmud Ahmadinedschad aus dem Amt. Seit Freitag wählen die Menschen einen Nachfolger. Überraschend deutlich in Führung liegt ein Kandidat aus dem gemäßigten Lager.

Die Präsidentenwahl im Iran könnte womöglich schon im ersten Durchgang einen klaren Sieger finden: Der von Moderaten und Reformern unterstützte Kleriker Hassan Ruhani liegt nach Auszählung der in zehn Prozent aller Wahlbüros abgegebenen Stimmen überraschend weit in Führung und nahe der absoluten Mehrheit. Auf ihn entfielen rund 49,87 Prozent der bis zum Samstagmorgen ausgezählten 2,92 gültigen Millionen Stimmen, wie das Innenministerium mitteilte.

Im Iran endet die Amtszeit von Mahmud Ahmadinedschad

Dahinter folgen mit Teherans Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf, dem iranischen Atomunterhändler Said Dschalili und dem langjährigen Kommandeur der Revolutionsgarden, Mohsen Resai, drei konservative Kandidaten. Am nächsten dran an Ruhanis 1,46 Millionen Stimmen ist den Angaben zufolge noch Ghalibaf mit 487.000 Stimmen,was einem Anteil von 16,7 Prozent entspricht. Dschalili komme auf rund 384.000 Stimmen (13,1 Prozent) - und damit praktisch exakt so viel wie Resai. Der langjährige Chefdiplomat Ali Akbar Welajati sowie der frühere Telekommunikationsminister Mohammed Gharasi sind wohl chancenlos.

Die mehr als 50,5 Millionen stimmberechtigten Iraner hatten die Wahl zwischen insgesamt sechs Kandidaten, die sich für die Nachfolge des nach acht Jahren scheidenden Amtsinhabers Mahmud Ahmadinedschad bewarben. Sollte keiner von ihnen eine absolute Mehrheit erringen, gibt es am 21. Juni eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten.

Offizielle Angaben zur Wahlbeteiligung gab es zunächst nicht, doch wegen des hohen Andrangs waren die Wahllokale am Freitagabend erst mehrere Stunden später als geplant geschlossen worden. Innenminister Mustafa Mohammed-Nadschar war Kritik an der langsamen Stimmenauszählung schon im Vorfeld damit begegnet, dass „Genauigkeit vor Schnelligkeit“ gehe.

Während das konservative Lager zersplittert ist, haben sich Reformer und Moderate nach dem Kandidaturverzicht von Mohammed Resa Aref hinter Ruhani versammelt. Der 64-jährige Geistliche erhielt insbesondere die Unterstützung der einflussreichen Ex-Präsidenten Mohammed Chatami und Akbar Haschemi Rafsandschani, der selbst nicht hatte antreten dürfen. Bei seinen Auftritten gab es wiederholt öffentliche Proteste gegen die Führung.

Im Wahlkampf trat Ruhani für die Pressefreiheit ein und kritisierte die Überwachung der Universitäten und des Internets. Zudem forderte er mehr Aufmerksamkeit für die Lage der Frauen und kündigte an, ihre Diskriminierung nicht länger zu dulden. Im Atomkonflikt sprach sich Ruhani, der als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats von 2003 bis 2005 die Leitung der internationalen Verhandlungen innehatte, für eine Annäherung an den Westen aus. Ruhani führt einen Doktortitel in Recht aus Glasgow und leitet das Zentrum für Strategische Studien in Teheran.

Irans einflussreiches geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hatte bei seiner Stimmabgabe die US-Regierung wegen ihrer Kritik an der Wahl massiv angegriffen. „Zur Hölle mit Euch“, die nicht mit der Weise der Abstimmung einverstanden sind, sagte Chamenei. Das US-Außenministerium hatte am Donnerstag erklärt, „nach internationalem Standard ist diese Wahl nicht frei, fair oder transparent“. (afp)

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