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Politik: Nachhaltige Zweifel

Wissenschaftler und die Bundesregierung bezweifeln die Seriosität der "Studie zur nachhaltigen Entwicklung", die am Montag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in New York vorgestellt wurde. Deutschland belegt in der Ländervergleichs-Untersuchung den Platz 54 von 142 - hinter den USA (51), Weißrussland (52) oder Österreich (8).

Wissenschaftler und die Bundesregierung bezweifeln die Seriosität der "Studie zur nachhaltigen Entwicklung", die am Montag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in New York vorgestellt wurde. Deutschland belegt in der Ländervergleichs-Untersuchung den Platz 54 von 142 - hinter den USA (51), Weißrussland (52) oder Österreich (8). Auf den ersten fünf Plätzen liegen Finnland, Norwegen, Schweden, Kanada und die Schweiz. Martin Waldhausen, Sprecher des Umweltministeriums, sagte dazu: "Einer der zugrunde gelegten Werte ist die Zahl der Mitgliedschaften in Umweltschutzorganisationen in einem Land." So ein Kriterium allerdings sage aber nichts über den Zustand der Umwelt aus.

Das der Studie zugrunde liegende statistische Verfahren wurde an der US-amerikanischen Yale-Universität entwickelt und im vergangenen Jahr zum ersten Mal auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos präsentiert. Mit ihm soll die ökologische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung von 142 Ländern gemessen und verglichen werden.

An der Methodik des Messverfahrens indes zweifelten schon damals die Wissenschaftler. So kam zum Beispiel aus dem Umweltbundesamt die Frage, warum beispielsweise die Vereinigten Staaten mit ihrem immensen Energieverbrauch einen besseren Platz in der Rangliste innehätten als das sparsamere Deutschland. Kritisiert wurde aber vor allem, dass die einzelnen Indikatoren nicht gewichtet seien, das heißt, alle ohne jede Relativierung zu einem Durchschnitt zusammengefasst würden. Peter Bartelmus vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie sagte damals: "Man kann Kindersterblichkeit nicht genauso wie Luftqualität werten."

Die Ergebnisse der aktuellen Studie unterscheiden sich von der in Davos präsentierten Erhebung erheblich. So lag Deutschland vor einem Jahr noch auf Platz 15, und Großbritannien belegte 2001 den Platz 16, in diesem Jahr ist es auf Platz 98. Für beide Länder muss das aber keine Verschlechterung bedeuten, denn die Studien sind nicht miteinander vergleichbar, da die Wissenschaftler der Yale-Universität und der ebenfalls an der Untersuchung beteiligten New Yorker Columbia-Universität ihre Messmethoden überarbeitet haben.

Der aktuelle Index bewertet 68 verschiedene Kriterien, darunter die Luft- und Wasserqualität, die Artenvielfalt, Anstrengungen gegen Luftverschmutzung und Wasserbelastung, die Fruchtbarkeitsrate und Maßnahmen zur Müllvermeidung. Auch der Chemikalieneinsatz und die Zahl der bedrohten Tierarten wurden gemessen, hier schnitt Deutschland besonders schlecht ab. Die deutschen Umweltinstitutionen erhielten dagegen gute Noten und bei der Beurteilung der Energieeffizienz landete Deutschland auf Platz 11.

Ministeriums-Sprecher Waldhausen zweifelt noch aus einem anderen Grund an der Ernsthaftigkeit der Studie: Sie wurde von nur zwei Instituten erstellt. "Im Rahmen der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung machen wir dasselbe wie die Wissenschaftler aus Yale und New York", sagte er. Auch die UN-Kommission versucht, Lebensverhältnisse statistisch messbar zu machen; aber mit viel größerem Aufwand. An dem Projekt sind Wissenschaftler aus der ganzen Welt beteiligt.

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