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Nachkriegszeit: Studie: Fast jeder dritte niedersächsische Abgeordnete hatte eine Nazi-Vergangenheit

Wie eine am Mittwoch vorgestellte Studie ergab, hatten knapp ein Drittel der niedersächsischen Landtagsabgeordneten der Nachkriegszeit eine Nazi-Vergangenheit.

Eine Studie im Auftrag des Landtags ergab, dass von den 755 Parlamentariern 233 zuvor Mitglied der NSDAP, SS oder SA waren. Landtagspräsident Hermann Dinkla warnte vor holzschnittartigen Schuldzuweisungen und sprach mit Blick auf die hohen Mitgliederzahlen der NSDAP von keinem überraschenden Ergebnis. Der Zeitpunkt und das Motiv für einen Eintritt in die Partei müssten berücksichtigt werden.

Bundesweit handelt es sich um die erste Untersuchung der NS-Vergangenheit von Parlamentariern, in Hessen gibt es ähnliche Pläne. Ehemalige Nazis fanden sich demnach in sämtlichen Parteien.

„Es gab in den Fraktionen sowohl Opfer als auch Täter, die oft aus gewandelter Überzeugung einen Weg in die Demokratie suchten“, sagte Dinkla. Viele hätten auch ihr Fähnlein geschickt im Winde gedreht.

Die im Internet zugängliche Studie listet auch Biografien niedersächsischer Politiker auf. Zu finden etwa ist dort der erste niedersächsische Ministerpräsident, Hinrich Wilhelm Kopf, der im Krieg an der Enteignung und Aussiedlung der polnischen Bevölkerung beteiligt war. Er erhielt später einen Verdienstorden der Bundesrepublik. Der CDU-Abgeordnete Hermann Conring war Reichskommissar für die besetzte niederländische Provinz Groningen. Der Sozialist Herbert Kriedemann floh in die Niederlande, arbeitete dort als Spitzel für die Gestapo. Dennoch konnte er später für die SPD in den Landtag einziehen. (dpa)

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