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Nachruf: Ursula Heuss-Wolff gestorben

Familiär war sie eine Seiteneinsteigerin - sie war die Schwiegertochter von Theodor Heuss. Doch wahrscheinlich haben sich nur wenige so um das Nachleben des ersten Bundespräsidenten verdient gemacht wie Ursula Heuss-Wolff.

Ursula Heuss-Wolff hütete seit vielen Jahren das Familienarchiv. Vielleicht manchmal eigenwillig, auch nicht ganz frei von den der Strenge, mit der Nachlass-Bewahrer oft ihren Schatz schützen, doch unermüdlich, hingebungsvoll und in innerer Verbundenheit. Wo es um Heuss´ Andenken und Fortwirken ging, war sie zur Stelle. Sie knüpfte ein lebendiges Band zwischen der Unmittelbarkeit des alten Heuss, von dem sie als junge Frau seines Sohnes noch einen Eindruck mitbekommen hatte, und der Heuss-Gemeinde von heute.

Wer sich für Heuss interessierte, klopfte bei ihr in Basel an; manche Heuss-Publikation, nicht zuletzt die im Erscheinen begriffene Ausgabe der Briefe wäre ohne ihre Mitwirkung nicht möglich gewesen. Aber sie hatte auch eine eigene Biographie. Ihre Mutter hatte in den zwanziger und dreissiger Jahren in Berlin ein Kinderheim betrieben, das erste , dass nach den Erkenntnissen der von Alfred Adler begründeten Individualpsychologie arbeitete. Der Hort experimentierender Lebensformen, inspiriert vom Geist des damaligen neuen Denkens und Fühlens, verfiel dem Verdikt der Nazis. Mit der Tochter und einem Teil der Kinder musste sie erst nach Prag emigrieren, dann nach Kroatien, wo sie – nach der deutschen Besetzung – 1944 im Konzentrationslager Jasenovac ermordet wurde. Ursula Heuss-Wolff hat die Erinnerung an diese Schicksal, das ihre Kindheit und Jugend bestimmte, immer hoch gehalten. Ein Wort der Mutter – „Halte Dich und sei guten Mutes“ – steht auf der Anzeige, die vermeldete, dass sie am 19.Oktober unerwartet gestorben ist.

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