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Politik: Naher Osten: Blühende Wüsten

Ehud Barak wollte die Wüstenregion mit Yasser Arafat tauschen. Baraks Nachfolger Ariel Scharon will das nicht mehr.

Ehud Barak wollte die Wüstenregion mit Yasser Arafat tauschen. Baraks Nachfolger Ariel Scharon will das nicht mehr. Also werden keine Palästinenser aus dem übervölkerten Gazastreifen in die menschenleeren Halutza-Dünen umziehen, stattdessen sollen jüdische Landwirte die Wüste zum Blühen bringen. Einstimmig, bei Enthaltung des einzigen nichtjüdischen Ministers Saleh Tarif, hat die israelische Regierung die Besiedlung der Halutza-Dünen entlang der Grenze zu Ägypten beschlossen.

Fünf Ortschaften sind geplant und es bestehen Zweifel, ob genug junge Landwirte gefunden werden können, die zur Knochenarbeit auf dem glühendheißen Sandboden bereit sind. In bereits existierenden Siedlungen der Gegend leben gerade einmal 200 Familien, die alle über die widrigen Umstände - die Abgeschiedenheit ohne Zufahrtswege und den Wassermangel - klagen.

Der offizielle Regierungsbeschluss spricht von der "Stärkung des Negev und der Fortsetzung der Politik der Bevölkerungsverteilung". Doch Opposition, Naturschützer und Landwirte in den umliegenden Ortschaften sehen es anders. Die Naturschützer reden von "engstirnigen politischen Motiven" und meinen damit die Verhinderung eines möglichen Landtausches mit den Palästinensern. Dies hatte, in einem Umfang von drei Prozent der Westbank, der frühere israelische Ministerpräsident Barak Palästinenserführer Arafat vorgeschlagen. Die Palästinenser hätten damit insgesamt 100 Prozent des von Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberten Gebietes erhalten: den gesamten Gazastreifen und 97 Prozent des Westjordanlandes sowie die Halutza-Dünen in der Größenordnung von drei Prozent der Westbank. Damit hätten auch die über eine Million Einwohner des Gazastreifens - des dichtbevölkertsten Gebietes der Welt - Platz gewonnen. Doch Arafat lehnte ab.

Jetzt wird aus Baraks Umgebung erklärt, Israel habe nie zugestimmt, Halutza herzugeben. Was stimmt, Barak hatte es nur vorgeschlagen. Dessen Arbeitspartei ist in dieser Frage gespalten, doch ihre jetzt amtierenden Minister und die Knesset-Fraktion hatten ohne Diskussion in den Parteigremien beschlossen, nicht gegen Scharons schon im Wahlkampf angekündigte Siedlungspläne zu opponieren und damit Barak zu desavouieren. Minister Danny Naveh sagte ganz offen: "Barak wollte die Dünen von Halutza den Palästinensern übergeben. Wir, alle Teile der Regierung, wollen dies nicht. Die Regierung will vermeiden, dass das Gebiet eines Tages palästinensisch sein wird".

Während Naturschützer über "schwerste Umwelt- und Gesellschaftsschäden" klagen und über die "Zerstörung eines der schönsten und wichtigsten Naturschutzgebiete", liest Yael Agmon aus dem Halutza benachbarten Ort Keren Schalom der Regierung die Leviten. "Neue Ansiedlungen wären eine Konkurrenz für unsere Ortschaften", sagt er, "wir sitzen gegenüber dem Gazastreifen, mein Haus steht ganze 150 Meter von der Grenze entfernt. Die Menschen hier sind alt und es werden immer weniger." Israel solle die bereits bestehenden Ortschaften stärken, Neuansiedlungen blockierten künftige Gespräche mit den Palästinensern.

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