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Naher Osten: Irans Expräsident Chatami will Ahmadinedschad herausfordern

Der iranische Ex-Präsident Mohammad Chatami kritisiert den aktuellen Staatsführer Mahmud Ahmadinedschad. Offenbar will sich der Geistliche Mitte nächsten Jahres als Präsidentschaftskandidat zur Wahl stellen.

Lange hat er geschwiegen, vor zwei Wochen meldete sich der Expräsident mit ungewöhnlich scharfer Kritik an Mahmud Ahmadinedschad zurück. Seinem konservativen Nachfolger warf er vor, mit aggressiver Außenpolitik dem Iran zu schaden und die Wirtschaftslage durch gefälschte Statistiken zu beschönigen. Vor allem die wüsten Drohungen gegenüber Israel und die Leugnung des Holocausts haben den Zorn von Mohammad Chatami, zwischen 1997 und 2005 Präsident Irans, erregt. "Ist das etwa aktive Diplomatie, solche harschen und unüberlegten Standpunkte einzunehmen, die Iran teuer zu stehen kommen und das Leben nur noch härter machen?" fragte er. Am Wochenende kam der Geistliche nun einen weiteren Schritt aus der Deckung. Wie die Reformzeitung Kargorzaran meldete, ist er anscheinend entschlossen, bei den Wahlen am 12. Juni 2009 Ahmadinedschad herauszufordern. Seit geraumer Zeit geben sich Parteiführer, Politiker und Intellektuelle in Chatamis Teheraner Büro die Klinke in die Hand. Das iranische Volk habe eine tief empfundene Sehnsucht nach Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit, erklärte der Expräsident: "Meine erste Bedingung ist, eine Übereinstimmung zu erreichen mit dem Volk und seinen Erwartungen. Dann werde ich mein Programm dem Volk vorstellen", fügte er hinzu. Allerdings müsse er prüfen "inwieweit sich mein Programm innerhalb der heute existierenden Machtstrukturen umsetzen lässt". Er habe keine Sorge, was das Wahlergebnis angehe, wenn er die Signale sehe, die er aus dem Volk bekomme. Doch wolle er nicht "um jeden Preis" an die Macht - eine Botschaft, die sich vor allem an das eigene Reformlager richtet. Chatami will nur antreten, wenn sich alle auf seine Kandidatur einigen können.

Ahmadinedschad hat kürzlich erst die offizielle Rückendeckung von Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei für eine zweite Amtszeit bekommen. Chamenei, der in allen wichtigen politischen Fragen seines Landes das letzte Wort hat, lobte Ahmadinedschad dafür, "dass er gefährliche Tendenzen von Säkularismus und westlicher Vergiftung" gestoppt habe - ein erster Seitenhieb auf den möglichen Hauptgegner Chatami.

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