zum Hauptinhalt
Eine aus Gaza abgefeuerte Rakete traf ein Haus in der israelischen Stadt Beersheva.

© Jack GUEZ/AFP

Naher Osten: Zwischen Gaza und Israel droht eine Schlacht, die keiner will

Israel und die Hamas wollen einen Krieg vermeiden. Mit jedem Angriff aus Gaza wächst jedoch die Gefahr einer großen Auseinandersetzung.

Es brodelt schon länger rund um den Gazastreifen. Doch mit dem nächtlichen Angriff auf die mehr als 200.000 Einwohner zählende israelische Stadt Beersheva hat der Konflikt zwischen Gaza und Israel eine neue Dimension erreicht. Eine Rakete aus Gaza traf am frühen Mittwoch ein Wohnhaus und beschädigte es schwer, die Bewohner, eine Mutter und drei Kinder, überlebten, weil sie rechtzeitig in den Schutzraum flüchteten. Eine weitere Rakete landete nahe der Metropolregion Tel Aviv im Meer.

Die israelische Luftwaffe griff daraufhin 20 Terrorziele in Gaza an, darunter einen Tunnel sowie militärische Einrichtungen. Ein von der Armee veröffentlichtes Video zeigt, wie durch einen Präventivschlag militante Palästinenser daran gehindert werden, eine weitere Rakete Richtung Israel abzuschießen. Ein Palästinenser soll getötet, drei weitere verletzt worden sein, heißt es aus Gaza.

Trotz der immer neuen Runden der Gewalt hat sich eines seit dem Sommer nicht verändert: Noch immer sind beide Seiten nicht ernsthaft an einem Krieg interessiert. Die Terrororganisation Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, weiß, dass sie bei einer israelischen Militäroperation vernichtet werden könnte. Und Israel hat kein Interesse daran, die Verantwortung für den desolaten Küstenstreifen mit seiner prekären humanitären Lage zu übernehmen – oder gar noch radikaleren Kräften indirekt an die Macht zu verhelfen.

Rhetorik hat sich zuletzt verschärft

Dennoch nimmt mit jeder Runde das Ausmaß der Gewalt zu, was die Lage gefährlich macht. Diesmal reichten die Raketen nicht nur bis knapp über den Grenzzaun, sondern bis in das 40 Kilometer entfernte Beersheva sowie bis auf Höhe des rund 60 Kilometer entfernten Zentrums des Landes. Armeesprecher Jonathan Conricus zufolge gibt es im Gazastreifen nur zwei Organisationen, die über Raketen mit dieser Reichweite verfügen: die Hamas und der Islamische Dschihad.

Genau diese beiden Gruppen scheinen aber die Dramatik der Situation verstanden zu haben und distanzierten sich sogleich von den Angriffen. „Wir lehnen jeden Versuch ab, die ägyptischen Bemühungen zu unterminieren, einschließlich der Abschüsse der Raketen vergangene Nacht“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Ägypten versucht seit Wochen, eine langfristige Waffenruhe zwischen Gaza und Israel zu vermitteln. Medienberichten zufolge sind hochrangige ägyptische Geheimdienstmitarbeiter derzeit für Gespräche im Küstenstreifen.

Fraglich ist, wie viel Spielraum den Israelis bleiben wird, um auf die Angriffe zu reagieren, ohne dabei wie vor vier Jahren ungewollt in einen Krieg zu schlittern. Schon in den vergangenen Tagen hat sich die Rhetorik auf politischer Seite verschärft, nachdem es vermehrt zu Ausschreitungen bei den gewaltsamen Protesten entlang des Sicherheitszauns gekommen ist und Ballone mit brennbarem Material Richtung Israel geschickt wurden. „Wenn sie ihre gewaltsamen Angriffe gegen uns nicht einstellen, werden wir sie auf anderem Wege stoppen, und das wird schmerzhaft, sehr schmerzhaft“, warnte Premier Benjamin Netanjahu.

Zur Startseite