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Rice Abbas

© AFP

Nahost: Arbeitet Syrien an der Atombombe?

In US-Medien wird heftig spekuliert, ob ein israelischer Angriff im September den Griff zur Bombe in Syrien verhindern sollte. Die Hintergründe zu der Luft-Attacke werden jedoch geheim gehalten.

Zu dem Thema, das die Medien bewegt, gaben US-Außenministerin Condoleezza Rice und Israels Ministerpräsident Ehud Olmert keine Auskunft: Galt Israels Luftangriff in Syrien am 6. September einem geheimen Atomprogramm? Rice hält sich bei den öffentlichen Auftritten an den offiziellen Anlass des viertägigen Besuchs in Jerusalem, die Vorbereitung der Nahostfriedenskonferenz in diesem Herbst in den USA. Palästinenser und Israelis sollen dort Einigung über den weiteren Weg zur Zweistaatenlösung erzielen.

Doch gesichert ist: Es gab Anfang September einen israelischen Luftangriff auf syrische Ziele, das hat Syriens Präsident Baschar al Assad bestätigt. Er behauptet, Israel habe eine aufgegebene Militäranlage bombardiert. Da die Eingeweihten schweigen, könnten „Monate oder Jahre vergehen, ehe Details ans Licht kommen“, schreibt die „New York Times“.

Unter Berufung auf – zumeist pensionierte – israelische Militärexperten und amerikanische Geheimdienstler stellen US-Zeitungen die Abläufe so dar: Syrien arbeite mithilfe Nordkoreas an einem Atomprogramm. Die Nordkoreaner beherrschen die Plutoniumtechnik, haben aber mit den USA, Südkorea und anderen ein Abkommen geschlossen, ihr Atomprogramm im Austausch für umfassende Energie- und Nahrungsmittelhilfe aufzugeben. Durch Verkauf der Technik wollten sie zusätzlich Geld verdienen. Israel habe Syriens Einstieg in die Plutoniumtechnik im Ansatz unterbunden. Denn das Beispiel Iran zeige, wie schwer es sei, ein fortgeschrittenes Programm zu stoppen. Israels Verteidigungsminister Ehud Barack ist am Wochenende in die USA geflogen, um über eine Raketenabwehr gegen den Iran zu sprechen.

Das Schweigen über den Vorfall liege in aller Interesse, analysieren US-Zeitungen. Es sei bezeichnend, dass es keinen Aufschrei der arabischen Regierungen gab, die ansonsten jeden israelischen Angriff verurteilen. Die arabischen Staaten misstrauten sich gegenseitig; sie würden eine syrische Atomwaffe als eigene Bedrohung empfinden. Syrien schweige, weil die Ausführung des Luftangriffs Israels militärische Überlegenheit erneut bewiesen habe, nachdem der Libanonkrieg 2006 Zweifel daran geweckt hatte.

Auch Israel glaube, dass diese geheimnisumwitterte Lage der Abschreckungswirkung mehr dient als eine offene Debatte über Syriens Atomprogramm. Die ließe zudem Rückschlüsse zu, wie viel Israel weiß und aus welchen Quellen.

Die US-Regierung schließlich hielt Israels Vorgehen nach diesen Analysen für verfrüht, es habe keine unmittelbare Gefahr bestanden. Präsident Bush vermeide aber einen offenen Konflikt, weil er 2002 „Präemptionsangriffe“ auf Irak befürwortete, um Saddam Husseins angebliches Atomprogramm zu stoppen. Kritik an Israels Schlag gegen Syrien würde da wie eine Kehrtwende wirken und zugleich den politischen Druck auf den Iran mindern, sein Atomprogramm aufzugeben.

Seine Außenministerin Rice zog eine Trennungslinie zwischen der Verhinderung von Atomprogrammen und dem Friedensprozess. Sie möchte keine Störung ihres Nahostgipfels. „Es ist jetzt nötig, extrem vorsichtig zu agieren“, sagte sie – und ließ offen, ob sich die Warnung gegen die Araber oder Israel richtet.

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