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Politik: Nahost: Besorgte Zuschauer

Auch von arabischer Seite kann der bedrängte Palästinenserpräsident Jassir Arafat keine Hilfe erwarten. Die arabischen Staaten sind sehr besorgt - und machtlos.

Auch von arabischer Seite kann der bedrängte Palästinenserpräsident Jassir Arafat keine Hilfe erwarten. Die arabischen Staaten sind sehr besorgt - und machtlos. Sie konnten sich angesichts der Entscheidung Israels, Arafat als "irrelevant" zu bezeichnen und Teile der autonomen Gebiete wieder zu besetzen und zu bombardieren, nicht einmal zu einem Treffen der Arabischen Liga durchringen. Sie riefen lediglich den UN-Sicherheitsrat an, eine Dringlichkeitssitzung zu organisieren. Dort sollte nach arabischen Wünschen noch am Freitag eine Resolution verabschiedet werden, die einen "Beobachtermechanismus" schafft. Doch das amerikanische Veto war ziemlich sicher. So ist alles wie gehabt.

Im Sicherheitsrat gibt es wegen des systematischen amerikanischen Einspruchs keine Resolution, auf regionaler Ebene sind die arabischen und islamischen Staaten so schwach, dass sie es vorziehen, sich gar nicht erst zu treffen. Sie wollen nicht einmal mehr wie in der Vergangenheit ihren Bevölkerungen, die mit den Palästinensern sympathisieren, vorgaukeln, dass sie sich für deren Schicksal einsetzen.

Unter dem Eindruck des israelischen Vorgehens in Palästina hatte der Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, am Donnerstag zunächst angekündigt, es werde noch vor dem Wochenende ein Außenminister-Treffen geben. Der ägyptische Außenminister Ahmed Maher hatte angekündigt, die Arabische Liga werde zusammentreten und Arafat den Rücken stärken. Davon war am Donnerstagabend nicht mehr die Rede. Amr Mussa forderte lediglich die Palästinenser auf, ihre Beziehungen zu Israel abzubrechen. Dass Ägypten, welches ebenso wie Jordanien diplomatische Beziehungen zu Israel unterhält, dies ebenfalls tun könnte - davon war keine Rede.

Die arabische Reaktion überrascht wenig. Schon der Gipfel der Konferenz Islamischer Staaten (OIC) in Doha vor einer Woche war als völliger Fehlschlag gewertet worden. Die Teilnehmer hatten sich lediglich darauf einigen können, die USA zu mehr Einmischung aufzufordern. Ein gleichzeitig geplantes Außenministertreffen, das zunächst von Kairo ebenfalls nach Doha verlegt wurde, fand schließlich überhaupt nicht statt. Es scheint so, als ob die arabischen Staaten sich ihrer eigenen Ohnmacht nur allzu bewusst sind. Kein Land wagt es nach den Ereignissen des 11. September, die USA nachhaltig zu verärgern.

Saudi-Arabien ist unter extremem Druck aus den Vereinigten Staaten, da mehrere saudische Staatsbürger unter den Attentätern vom 11. September waren. Hinzu kommt, dass Ägypten und Jordanien in den vergangenen Monaten verärgert waren über Arafat, der den verschiedenen Widerstandsgruppen freien Lauf ließ. Dabei ging es ihnen in erster Linie darum, die Gewalt im Nachbarland auf ein erträgliches Niveau zu bringen, um den innenpolitischen Druck in ihren jeweiligen Ländern zu mindern. Angesichts des radikalen militärischen Vorgehens Israels stellen sie sich jedoch hinter Arafat. Sie wissen, dass sie auf keinen anderen der jungen, lokalen Führer in Palästina den gleichen Einfluss wie auf Arafat ausüben können. Und sie wissen auch, dass diese weniger moderat als der Palästinenserpräsident sind.

In Jordanien fühlt man sich bestätigt in der Sorge, die seit Ausbruch der Intifada umgeht, dass der israelische Premier Ariel Scharon die Palästinenser so zermürben will, dass eine neue Massenflucht über den Jordan einsetzt. In einem Interview mit der arabischen Tageszeitung "As-Sharq al-Awsat" hat der Monarch am Donnerstag noch einmal klar gestellt, dass er in diesem Falle die Grenzen abriegeln werde. So wendet sich die arabisch-islamische Welt den viertägigen Feiern zum Ende des Ramadans zu, bei denen sicher das eine oder andere Gebet für die Brüder in Palästina gesprochen werden wird.

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