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Nahost: Israel bombardiert Libanon weiter

Die israelische Armee hat in der Nacht erneut zahlreiche Ziele im Libanon bombardiert. Erstmals flog die Luftwaffe auch Angriffe im libanesisch-syrischen Grenzgebiet. Die USA mahnten Israel zur Zurückhaltung.

Beirut - Nach Angaben der libanesischen Polizei wurden unter anderem südliche Vororte der Hauptstadt Beirut beschossen, wo sich das Hauptquartier der schiitische Hisbollah-Miliz befindet. Mindestens 50 Zivilisten wurden den Angaben zufolge verletzt, die meisten von ihnen beim Beschuss einer Autobahn zum Flughafen. Erstmals flog die Luftwaffe auch Angriffe im libanesisch-syrischen Grenzgebiet. Iran drohte für den Fall eines Angriffs auf Syrien mit einer "scharfen Antwort". Die USA mahnten Israel zur Zurückhaltung. Der US-Sicherheitsrat berief eine Dringlichkeitssitzung ein.

Bei schweren israelischen Luftangriffen auf die südlichen Vororte der Hauptstadt wurden nach Polizeiangaben mindestens drei Brücken beschossen und zum Teil zerstört. Der Angriff sei durch Luftabwehrgeschütze erwidert worden. An der Küste rund 25 Kilometer südlich von Beirut ging das Elektrizitätewerk Dschije in Flammen auf. Ein Sprecher der israelischen Armee bestätigte, die Luftwaffe habe die Treibstofflager am Flughafen ins Visier genommen.

Erstmals griff die Israel in der Nacht auch mutmaßliche Stellungen der Hisbollah an der libanesisch-syrischen Grenze an. Israelische Kampfjets schossen nach libaneschen Polizeiangaben vier Mal auf Ziele in der Nähe der Stadt Hermel und trafen einen Park und eine Aufzuchtstation für Fische. Am Morgen flogen Jagdbomber Angriffe auf eine Basis der pro-syrischen Bewegung Volksfront zur Befreiung der Palästinenser nur zwei Kilometer von der Grenze entfernt. Auch die Pass-Straße zwischen Beirut und Syriens Hauptstadt Damaskus sei beschossen worden. Seit Beginn der israelischen Angriffe im Libanon am Mittwoch starben nach libanesischen Angaben mindestens 50 Zivilisten.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad drohte für den Fall eines Angriffs auf Syrien: "Falls Israel eine weitere Dummheit begeht und Syrien angreift, bedeutet das einen Angriff auf die gesamte islamische Welt und wird eine scharfe Antwort nach sich ziehen", sagte Ahmadinedschad laut Berichten den iranischen Fernsehens am Donnerstag in einem Telefongespräch mit Syriens Präsident Baschar al Assad. Israel und auch die USA werfen Syrien und dem Iran vor, die Schiiten-Miliz Hisbollah zu unterstützen. Die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah und der wiederholte Beschuss israelischen Gebiets waren am Mittwoch der Auslöser für die Offensive.

Israel kündigt Vernichtung der Hisbollah an

Israels Verteidigungsminister Amir Perez kündigte die Vernichtung der Hisbollah-Miliz an. "Wir haben erwartet, dass die Hisbollah die Spielregeln verletzen wird, und wir beabsichtigen die Zerstörung der Organisation", sagte Perez am Donnerstagabend. Nach israelischen Angaben schoss die Hisbollah allein am Donnerstag rund hundert Raketen auf etwa 20 Ziele in Nordisrael. Zwei Katjuscha-Raketen schlugen in der Hafenstadt Haifa ein, rund 40 Kilometer südlich der Grenze. Die Hisbollah streite allerdings ab, auf Haifa geschossen zu haben. Mehr als eine halbe Million Israelis sollten die Nacht aus Furcht vor weiterem Beschuss in Schutzunterkünften verbringen.

US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte in Heiligendamm, Israel sollte bei seinem Einsatz im Libanon um das Schicksal der Zivilisten sorgen und die zivile Infrastruktur verschonen. Im Falle Libanons sei es wichtig, dass die Offensive die "junge demokratische Regierung" nicht ins Wanken bringe. Der EU-Außenbeaufragte Javier Solana und eine Delegation der Vereinten Nationen bereiteten sich angesicht der Eskalation auf eine diplomatische Mission in den Nahen Osten vor. Solana sei bereits in Kontakt mit allen Parteien gewesen, sagte seine Sprecherin, ohne konkrete Termine und Ziele der Reise zu nennen. (tso/AFP)

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