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An der Klagemauer in der Altstadt Jerusalems werden am Samstag zum Versöhnungsfeste zehntausende religiöse Juden zum Gebet erwartet.

© dpa

Nahost: Israel sperrt wegen Feiertagen Westjordanland ab

Die höchsten und gegensätzlichsten Feiertage der Juden und der Muslims fallen ausgerechnet dieses Jahr zusammen. Für Samstag werden deshalb schwere Ausschreitungen und heftige Zusammenstöße befürchtet. Israel hat das Westjordanland abgeriegelt.

Alle 33 Jahre fallen das jüdische Versöhnungsfest Jom Kippur und das muslimische Opferfest Eid el-Adha zusammen. Während  die Juden 25 Stunden fasten und der Verkehr eingestellt ist, schlachten die Muslime Schafe und genießen Festmahlzeiten. Dieses Jahr am Samstag, dem  jüdischen Ruhetag Sabbat, fürchtet die Polizei vor allem in religiös gemischten Städten wie Jerusalem und Akko Ausschreitungen. Aus diesem Grund hat Israel in der Nacht zum Freitag alle Übergänge zum Westjordanland geschlossen und die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht.

Tatsächlich wird Israel seit dem 51-tägigen Gazakrieg mit über 2000 Todesopfern, ausgelöst durch den Mord an drei jüdischen Religionsstudenten, von einer Welle des gegenseitigen Hasses überrollt. Vor allem in Jerusalem kam es in den vergangenen Wochen täglich zu Zusammenstößen zwischen palästinensischen Jugendlichen und der israelischen Polizei, die ihrerseits auch gegen jüdische Extremisten vorgehen musste. Arabische Geschäfte und insbesondere Restaurants - sonst bevorzugte Ziele am Wochenende - werden von jüdischen Kunden und Gästen immer noch weitgehend boykottiert.

Unruhen zu Jom Kippur

Schon einmal kam es am jüdischen Versöhnungsfest zu Ausschreitungen.  Vor sechs Jahren raste ein junger Araber an Jom Kippur mit seinem Auto durch die Hauptstraße eines jüdischen Wohnviertels in der antiken Hafenstadt Akko und provozierte damit jüdische Jugendliche. Steinewürfe, zerbrochene Schaufenster, Schlägereien und Plünderungen waren die Folge. Dieses Jahr, wenn nun auch noch Eid el-Adha dazukommt, wird in den Schulen der Stadt seit Tagen Toleranz gepredigt und auch die geistlichen Anführer beider Religionen fordern ihre Gemeinden auf, Ruhe zu wahren und sich gegenseitig zu respektieren.

Die Polizei bereitet mehrere zusätzliche Hundertschaften auf den Freitagabend beginnenden Einsatz in Akko vor, in der 15 500 Araber unter fast 40 000 Juden leben. Wohl noch mehr zusätzliche Polizeikräfte werden in Jerusalem benötigt und zwar nicht nur rund um den Tempelberg, sondern auch an verschiedenen Orten des annektierten Ostteils der Stadt, insbesondere am Ölberg. Zwar versichert die Polizei, es habe sich in den letzten Tagen eine Lageberuhigung eingestellt. Statt Molotow-Cocktails würden nur noch Steine gegen sie geworfen. Doch der Grund dafür bleibt ungenannt: Die Schulferien sind zu Ende, weshalb die Jugendlichen erst nach Unterrichtsende auf die Straße gegen und die Konfrontation mit der Polizei suchen.

 Neue Intifada befürchtet

Absoluter Brennpunkt wird der Tempelberg sein, auf dem rund 40 000 Muslime zum Feiertagsgebet erwartet werden, während sich am Fuße des Tempelberges an der Klagemauer mindestens ebenso viele Juden zum traditionellen Gebet einfinden werden. Nicht genug damit: Juden und Muslime werden sich auf den engen Altstadtgassen gleichzeitig in die gleiche oder aber in gegensätzlicher Richtung drängen und so unzählige, von der Polizei kaum zu kontrollierende Reibungsflächen bilden. In Jerusalem, so befürchten pessimistische israelische Experten, könnten sich deshalb die bisherigen Unruhen im Ostteil der Stadt und im besetzten Westjordanland zu einer regelrechten „Intifada der Kinder“ ausweiten.

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