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Nahost-Konflikt: Angriff auf israelisches Kriegsschiff

Nach einem Angriff auf ein israelisches Kriegsschiff hat die Marine vier Soldaten als vermisst gemeldet. Unterdessen sagte Syrien dem Libanon und den Palästinensern "vollständige Unterstützung im Widerstand" gegen Israel zu.

Jerusalem/Beirut - Die israelische Armee hat in der Nacht zum Samstag erneut Ziele im Südlibanon und im Gazastreifen angegriffen. In der Hafenstadt Tyrus verfehlten Kampfhubschrauber nach libanesischen Angaben nur knapp ein Krankenhaus. Unter den Patienten brach Panik aus. Der Chef der schiitischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, erklärte Israel den «offenen Krieg», nachdem sein Haus bombardiert worden war. Nach einem Angriff auf ein israelisches Kriegsschiff wurden vier Soldaten als vermisst gemeldet. Im Gazastreifen wurde das palästinensische Wirtschaftsministerium bombardiert. Ein Palästinenser starb.

Nach dem Beschuss des Krankenhauses Dschabal Aamel in Tyrus rannten Frauen und Kinder in Nachthemden aus den umliegenden Häusern auf die Straße und suchten im Keller der Klinik Schutz, wie die libanesische Polizei mitteilte. Weiter südlich war zuvor eine Befüllstation für Gasflaschen beschossen worden. Die Anlage ging in Flammen auf, die kilometerweit zu sehen waren. Am Rande der größten südlibanesischen Stadt Sidon bombardierten Jagdflieger eine Tankstelle. Nach Angaben von Ärzten wurde ein Arbeiter verletzt, ein zweiter galt als vermisst. Hauptziele der israelischen Angriffe in der Nacht waren erneut Brücken und Straßen. Auch die Straße zwischen Sidon und Tyrus wurde beschossen. Tausende Syrer im Grenzgebiet mit Israel versuchten sich in Sicherheit zu bringen.

Das Schiff der vier vermissten Soldaten wurde nach israelischen Militärangaben von einer Rakete getroffen und fing Feuer. Danach wurde es in den Hafen im nordisraelischen Haifa geschleppt. Die Zeitung «Haaretz» berichtete auf ihrer Website, das Kriegsschiff sei von einer bewaffneten Drohne angegriffen worden und schwer beschädigt. Bei einem weiteren Beschuss durch die Hisbollah wurde nach israelischen Angaben ein unbeteiligtes Schiff getroffen. Die Besatzung des offenbar unter ägyptischer Flagge fahrenden Schiffes sei gerettet worden.

"Krieg auf allen Ebenen"

Nasrallah erklärte in einer Ansprache im Hisbollah-Fernsehsender Al Manar: «Ihr habt einen offenen Krieg gewollt, Ihr werdet einen offenen Krieg bekommen.» Er drohte mit einem «Krieg auf allen Ebenen, in Haifa und außerhalb von Haifa». Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora warf Israel vor, das Land zu zerstören. Seine Regierung habe deutlich gemacht, dass sie über die Entführung der beiden israelischen Soldaten durch die Hisbollah nicht informiert war und dafür auch keine Verantwortung übernehme, sagte Siniora am Freitag in einem Interview mit den US-Nachrichtensender CNN. Israel verlangt die Freilassung der Soldaten, das Ende des Beschusses durch die Hisbollah und eine Entwaffnung der Miliz.

Nach Beratungen mit dem Generalstab billigte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert eine Liste mit neuen Angriffszielen. In Gaza beschoss die israelische Luftwaffe nach palästinensischen Angaben das Wirtschaftsministerium im Norden der Stadt. Zudem sei eine Rakete in ein Gebäude im Stadtteil Sudanja eingeschlagen. Im Zentrum des Gazastreifens starb ein 18-jähriger Palästinenser beim Beschuss durch einen Kampfhubschrauber, wie Augenzeugen berichteten. In Kuwait protestierten hunderte Menschen gegen die israelischen Angriffe.

Barak schließt Angriff auf Syrien nicht aus

Syrien sagte Libanon und den Palästinensern «vollständige Unterstützung im Widerstand» gegen Israel zu. Der frühere israelische Ministerpräsident Ehud Barak schloss nicht aus, dass Israel auch Syrien angreifen könnte. «Ich hoffe, das wird nicht notwendig sein», sagte Barak der Zeitung «Welt am Sonntag (WamS)». Aber die Syrer sponserten die Hamas und unterstützten auch die Hisbollah. Im UN-Sicherheitsrat verteidigte Israel seine Offensive. Am Abend traf ein UN-Vermittlerteam in Kairo ein.

Die Zahl der im Libanon seit Beginn der Offensive am Mittwoch getöteten Zivilisten stieg nach Angaben der libanesischen Polizei auf 66; 195 Menschen wurden verletzt. In Israel schlugen seit Mittwoch mehr als 200 Katjuscha-Raketen ein; dabei wurden bislang vier Menschen getötet und etwa hundert weitere verletzt. (tso/AFP)

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