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Nahost-Konflikt: Ausländer fliehen aus dem Libanon

Unter dem Eindruck anhaltender Kämpfe sind am Dienstag wieder hunderte Ausländer aus dem Libanon gebracht worden. Unterdessen verstärkte Israel seine Angriffe weiter. Ministerpräsident Olmert kündigte eine Fortsetzung der Offensive an.

Jerusalem/Beirut - In Düsseldorf trafen 320 Deutsche ein, die am Montag von Beirut über den Landweg nach Syrien gereist und von dort ausgeflogen worden waren. Am Mittwoch sollte der nächste deutsche Konvoi aus Beirut starten. Unterdessen versicherte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert nach einem Treffen mit einer UN-Delegation, die Angriffe fortsetzen zu wollen. Mindestens elf libanesische Soldaten wurden getötet. Die radikalislamische Schiiten-Miliz Hisbollah feuerte rund 20 Raketen auf Nordisrael ab. Dabei wurde ein Israeli getötet.

Bislang verließen 660 Bundesbürger den Libanon, 400 weitere Plätze zur Ausreise würden vorbereitet, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dem ZDF. Insgesamt flohen etwa 2000 Menschen auch aus Frankreich, Italien, Russland, Spanien und den Niederlanden per Schiff oder in Buskonvois. Zahlreiche Länder arbeiteten fieberhaft an der Ausreise ihrer Landsleute aus dem Libanon. Großbritannien will nach Angaben von Premierminister Tony Blair bis Ende der Woche 5000 Briten ausfliegen lassen. Auch die Vereinten Nationen teilten mit, dass sie einen Teil ihrer Mitarbeiter abziehen wollen. Für die UNO arbeiten 600 internationale Mitarbeiter und 1200 örtliche Angestellte im Libanon.

Israel werde seinen Kampf gegen die Hisbollah fortsetzen, bis die zwei entführten Soldaten frei und die israelischen Bürger wieder sicher seien, erklärte Olmert nach einem Treffen mit der UN-Mission in Jerusalem. Die UN-Delegation stand unter Führung des politischen Beraters von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Vijay Nambiar. Sie hatte zuvor bereits Gespräche mit der libanesischen Regierung geführt.

Die israelische Regierung zeigte sich grundsätzlich offen für die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe im Südlibanon. Eine solche Truppe müsse allerdings «sehr stark» sein und «die Rolle der schwachen libanesischen Armee übernehmen können», sagte der israelische Umweltminister Gideon Esra im israelischen Fernsehen. So müsse das Mandat der Truppe umfangreicher sein als jenes der seit 1978 an der israelisch-libanesischen Grenze stationierten UN-Beobachtertruppe UNIFIL. Annan strebt eine größere und mit mehr Kompetenzen ausgestattete Truppe an.

Unterdessen verstärkte Israel seine Angriffe auf den Libanon noch einmal. Die Luftwaffe griff am Dienstag nicht nur Stellungen der schiitischen Hisbollah-Miliz an, sondern auch mehrere Kasernen der libanesischen Armee. Dabei starben mindestens elf Soldaten. Bei zahlreichen Angriffen im Südlibanon starben erneut mehrere Zivilisten. Im Laufe der seit einer Woche dauernden Offensive der israelischen Armee wurden bislang mindestens 240 Libanesen getötet, davon 212 Zivilisten. Die Armee kündigte an, ihre Offensive «noch mindestens eine Woche» fortsetzen zu wollen.

Beim Raketenbeschuss der Stadt Naharija wurde ein Israeli getötet. Ein weiterer Zivilist sei verletzt worden, teilten Rettungskräfte in der nordisraelischen Küstenstadt mit. Damit starben seit Beginn der israelischen Offensive im Libanon am Mittwoch insgesamt 13 israelische Zivilisten durch Raketen der Hisbollah. Auch die Stadt Haifa wurde am Dienstag wieder getroffen. Dabei wurde ein Mensch schwer verletzt. (tso/AFP)

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