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Politik: Nahost-Konflikt: Das Attentat eines Busfahrers

Ein palästinensischer Terroranschlag bei Tel Aviv hat acht Tote und 20 Verletzte gefordert. Es stand außer Zweifel, dass der palästinensische Busfahrer am Mittwochmorgen mit voller Absicht in einem Tel Aviver Vorort in eine an einer Autostopp-Haltestelle wartende Gruppe von Soldaten und Soldatinnen gerast war.

Ein palästinensischer Terroranschlag bei Tel Aviv hat acht Tote und 20 Verletzte gefordert. Es stand außer Zweifel, dass der palästinensische Busfahrer am Mittwochmorgen mit voller Absicht in einem Tel Aviver Vorort in eine an einer Autostopp-Haltestelle wartende Gruppe von Soldaten und Soldatinnen gerast war. Vier von diesen jungen Frauen und drei junge Männer sowie eine Zivilistin wurden getötet, 21 Personen, meist ebenfalls Militärs, zum Teil schwer verwundet. Der Attentäter fuhr danach weitere, auf einen Bus wartende Zivilisten an und flüchtete dann über eine nahe Autobahn südwärts in Richtung des über 80 Kilometer entfernten Gaza-Streifens. Die Polizei jedoch schoss auf den Flüchtenden. Der Mann wurde nach kurzer Zeit getroffen, verlor die Kontrolle über den Bus und raste in einen Lastwagen. Erst nach Stunden wurde er schwer verletzt geborgen.

Der Täter, der 35-jährige Chalil Abu Olmeh, Vater von fünf Kindern aus Gaza, soll laut seinen Angehörigen keiner islamistischen Gruppierung angehört haben, jedoch in der letzten Zeit infolge der weitgehenden Absperrung der palästinensischen Gebiete meist arbeitslos gewesen sein. Dies sei wohl der Grund für die Tat. Ein anderes mögliches Motiv nannte der Chef der Kommunistischen Partei Israels, der arabische Abgeordnete Mohammed Barakei, in der Knesset: Abu Olmeh sei ein entfernter Verwandter des am Vortag von israelischen Kampfhubschraubern getöteten hohen palästinensischen Offiziers, Leibgardisten von Palästinenser-Präsident Arafat und angeblichen örtlichen Hisbollah-Kommandanten, Oberstleutnant Massud Ajjad.

Israel hat schon mehrere ähnliche Anschläge erlebt. Nach dem letzten vor fünf Jahren war angeordnet worden, alle Autostopp-Haltestellen für Soldaten mit Betonklötzen vor absichtlich in die Wartenden hineinfahrenden Terroristen zu schützen. Doch diese Schutzvorrichtungen wurden nicht überall errichtet - auch nicht an dem neuesten Tatort. Allerdings muss es verwundern, dass die Bus-Haltestelle für die aus dem Gaza-Streifen stammenden palästinensischen Arbeitskräfte, die Abu Olmeh transportieren sollte, und diejenige für Soldaten direkt nebeneinander liegen.

Der enge Mitarbeiter von Arafat, Ahmed Abdel Rahman, machte im Namen der Autonomie-Behörde die israelische Regierung für den Anschlag verantwortlich: Gewalt zeuge Gewalt, stellte er unter Hinweis auf die gezielte Tötung eines Palästinenser- Kommandanten fest. Fast gleichzeitig wurde bekannt, dass ein weiterer führender Aktivist der Fatah Arafats von israelischen Truppen erschossen worden war.

Im israelischen Außenministerium wurde unterdessen kritisiert, dass der Raketenangriff der Armee auf Ajjad offiziell mitgeteilt worden war. Es sei ein schwerer Fehler, solche Aktionen zuzugeben - wie nicht zuletzt die scharfen Reaktionen aus dem Ausland beweisen würden. Scharon erklärte derweil, der Bus-Anschlag vom Mittwoch beweise, dass die "Terrororganisationen keinen Unterschied zwischen Tel Aviv und Hebron machen", also sowohl in den besetzten palästinensischen Gebieten als auch im israelischen Kernland zuschlagen. Es gehe um die Sicherheit Israels und jedes einzelnen Bürgers. Die Wiederherstellung dieser Sicherheit stelle die wichtigste Aufgabe seiner Regierung dar, sagte Scharon, ohne allerdings konkret zu erklären, wie er dieses Ziel erreichen will.

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