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Nahost-Konflikt: Die Situation eskaliert

Israels Luftwaffe hat am Donnerstag zahlreiche Ziele im Libanon angegriffen, darunter den Flughafen in Beirut. Die Hisbollah feuerte dutzende Raketen auf Nordisrael ab. Auch in der drittgrößten israelischen Stadt Haifa schlugen Geschosse ein.

Beirut/Jerusalem - Bei den israelischen Angriffen kamen 46 Zivilisten ums Leben. Israel verhängte eine komplette Blockade über den Libanon zu Lande, zur See und in der Luft. Tausende Ausländer flüchteten über den letzten offenen Grenzposten nach Syrien aus Angst vor einem neuen Nahost-Krieg.

Nach dem ersten israelischen Luftangriff auf den Beiruter Flughafen Rafik Hariri seit 1968 wurde der internationale Airport gesperrt. Auch das südliche Beiruter Stadtviertel Haret Hreik, eine Hochburg der Hisbollah-Miliz, war Ziel israelischer Raketen. Am Nachmittag griffen israelische Jagdbomber Stützpunkte der libanesischen Luftwaffe im Osten und Norden des Landes an.

Die libanesische Regierung rief Israel zu einer sofortigen Waffenruhe auf. Tausende Gastarbeiter und Touristen flohen über den Landweg nach Syrien. Die Deutsche Lufthansa strich bis Sonntag alle Flüge nach Beirut. Das Auswärtige Amt warnte eindringlich vor Reisen in den Libanon. Deutsche Reiseveranstalter sagten ihre Fahrten ab.

Raketen auf Nordisrael

Die Hisbollah-Miliz schoss dutzende Katjuscha-Raketen auf israelische Ortschaften an der Grenze zum Libanon. In der Stadt Naharija am Mittelmeer wurde eine Israelin getötet. Beim Einschlag von Raketen in der Stadt Safed wurde kam ein weiterer Israeli ums Leben.

Zum ersten Mal war auch die etwa 40 Kilometer südlich der Grenze zum Libanon gelegene Stadt Haifa Ziel von Raketenangriffen. Der israelische Botschafter in Washington, Daniel Ajalon, sprach von einer «bedeutenden Eskalation». Die Hisbollah erklärte, nichts mit dem Angriff auf Haifa zu tun zu haben. Sie hatte zuvor allerdings selbst mit dem Beschuss gedroht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte ein Ende der Gewalt. Sie wolle aber daran erinnern, dass die Hisbollah-Miliz zuerst israelische Soldaten entführt habe und Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen habe, sagte Merkel bei ihrem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Stralsund. Bush sagte, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.

Kritik an Israel

Die finnische EU-Ratspräsidentschaft kritisierte die israelische Offensive als «unverhältnismäßig», ebenso Frankreich, Großbritannien und Russland. Der EU-Außenbeaufragte Javier Solana bereitete sich auf eine diplomatische Mission in die Region vor. UN-Generalsekretär Kofi Annan wollte ein Vermittlerteam entsenden. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnte vor einem «regionalen Krieg».

Auch im Gazastreifen setzte Israels Armee ihre Offensive am Donnerstag fort und beschoss das palästinensische Außenministerium in Gaza. Nach Angaben von Ärzten wurden mindestens zehn Palästinenser verletzt. Der UN-Sicherheitsrat wird nach französischen Angaben am Freitag über einen Resolutionsentwurf abstimmen, in der Israel zum Ende seiner Angriffe auf den Gazastreifen und radikale Palästinenser zur Freilassung eines entführten israelischen Soldaten aufgerufen werden. Die Gewalteskalation trieb den Ölpreis auf neue Rekordhöhen deutlich über 76 Dollar. Auch die Börsen gerieten weltweit unter Druck. (tso/AFP)

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