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Nahost-Konflikt: Erneut sterben Zivilisten bei Luftangriff

Bei einem nächtlichen Einsatz der israelischen Luftwaffe in Südlibanon sind mindestens 21 Zivilisten ums Leben gekommen. Weitere 30 Menschen wurden verletzt, als die israelische Armee in der kleinen Ortschaft Srifa angriff.

Jerusalem/Beirut/Tyrus - Dies teilte die Polizei am Mittwochmorgen mit. Einwohner hatten zuvor von «dutzenden Toten» gesprochen. «Man kann sie nicht zählen», sagte ein Augenzeuge. Es habe Stunden gedauert, bis Rettungskräfte eingetroffen seien.

Israel habe zwischen ein und drei Uhr morgens mit Kampfflugzeugen und Hubschraubern ein Viertel im Ortskern angegriffen und teilweise zerstört, sagte der Einwohner weiter. Die Bombenangriffe hätten tiefe Krater in die Straßen gerissen; in dutzenden Häusern seien die Scheiben zerborsten, fast überall brenne es. Der Polizei zufolge wurden zehn Häuser zerstört.

Unter dem Eindruck anhaltender Kämpfe wurden am Dienstag wieder hunderte Ausländer aus dem Libanon gebracht. In Düsseldorf trafen 320 Deutsche ein, die am Montag von Beirut über den Landweg nach Syrien gereist und von dort ausgeflogen worden waren. Am Mittwoch sollte der nächste deutsche Konvoi aus Beirut starten.

UN ziehen Teil ihrer Mitarbeiter ab

Bislang verließen 660 Bundesbürger den Libanon, 400 weitere Plätze zur Ausreise würden vorbereitet, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dem ZDF. Insgesamt flohen etwa 2000 Menschen auch aus Frankreich, Italien, Russland, Spanien und den Niederlanden per Schiff oder in Buskonvois. Zahlreiche Länder arbeiteten fieberhaft an der Ausreise ihrer Landsleute aus dem Libanon. Großbritannien will nach Angaben von Premierminister Tony Blair bis Ende der Woche 5000 Briten ausfliegen lassen. Auch die Vereinten Nationen teilten mit, dass sie einen Teil ihrer Mitarbeiter abziehen wollen. Für die UNO arbeiten 600 internationale Mitarbeiter und 1200 örtliche Angestellte im Libanon.

Unterdessen versicherte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert nach einem Treffen mit einer UN-Delegation, die Angriffe fortsetzen zu wollen, bis die zwei entführten Soldaten frei und die israelischen Bürger wieder sicher seien. Die UN-Delegation stand unter Führung des politischen Beraters von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Vijay Nambiar. Sie hatte zuvor bereits Gespräche mit der libanesischen Regierung geführt.

Die israelische Regierung zeigte sich grundsätzlich offen für die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe im Südlibanon. Eine solche Truppe müsse allerdings «sehr stark» sein und «die Rolle der schwachen libanesischen Armee übernehmen können», sagte der israelische Umweltminister Gideon Esra im israelischen Fernsehen. So müsse das Mandat der Truppe umfangreicher sein als jenes der seit 1978 an der israelisch-libanesischen Grenze stationierten UN-Beobachtertruppe UNIFIL. Annan strebt eine größere und mit mehr Kompetenzen ausgestattete Truppe an. (tso/AFP)

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