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Nahost-Konflikt: Im Libanon droht humanitäre Krise

Trotz internationaler Bemühungen um ein Ende der Gewalt hat Israel seine Angriffe auf den Libanon noch einmal verstärkt. Für zehntausende libanesische Flüchtlinge wird die Lage immer dramatischer.

Jerusalem/Beirut - Die israelische Luftwaffe griff am Dienstag nicht nur Stellungen der schiitischen Hisbollah-Miliz an, sondern auch mehrere Kasernen der libanesischen Armee. Mindestens elf Soldaten starben; seit Beginn der Offensive kamen mehr als 200 Zivilisten ums Leben. Die Hisbollah feuerte erneut zahlreiche Raketen auf Nordisrael ab.

UN-Generalsekretär Kofi Annan erläuterte in Brüssel seine Vorstellungen zur Ausweitung einer UN-Stabilisierungstruppe als Puffer. Während die Lage zehntausender libanesische Flüchtlinge immer dramatischer wurde, wurden tausende Ausländer, darunter hunderte Deutsche, aus dem Land evakuiert.

Bei einem der Angriffe auf libanesische Kasernen nahe Beirut starben mindestens elf Soldaten, wie die libanesische Armee erklärte. Dutzende Soldaten seien verletzt worden. Israel beschoss auch erneut den in den vergangenen Tagen schwer beschädigten und inzwischen geschlossenen Beiruter Flughafen. Bei zahlreichen Angriffen im Südlibanon starben erneut mehrere Zivilisten.

Bei einem erneuten Raketenbeschuss der nordisraelischen Hafenstadt Haifa und nahe gelegener Orte wurde am Dienstag niemand verletzt. Bisher gingen laut israelischer Armee rund 700 Hisbollah-Raketen auf Israel nieder; laut Israels Vize-Regierungschef Schimon Peres waren es 1500. Dabei wurden bisher mindestens 12 Zivilisten getötet. Die Hisbollah hatte am 12. Juli zwei israelische Soldaten entführt und eine groß angelegte Militäroffensive Israels ausgelöst.

Annan plant Stabilisierungstruppe

Annan präzisierte die Pläne für die Entsendung einer Stabilisierungstruppe in den südlichen Libanon. Diese solle «deutlich größer» sein als die UN-Beobachtermission Unifil mit derzeit etwa 2000 Soldaten, sagte er in Brüssel. Er erwarte auch ein anderes Einsatzkonzept. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich zurückhaltend. Israel und der Libanon müssten einer solchen Truppe zunächst zustimmen, sagte Steinmeier dem ZDF.

Die UN-Vermittlerdelegation beriet mit der israelischen Außenministerin Zippi Livni über eine mögliche Waffenruhe. Livni sagte nach ersten Gesprächen, Israel verlange, dass der Iran und Syrien an Waffenlieferungen an die Hisbollah gehindert würden. Am Montag hatte sich die UN-Vermittlergruppe in Beirut mit libanesischen Regierungsvertretern getroffen. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana wollte am Dienstagabend erneut als Vermittler in den Nahen Osten reisen. Er war erst am Montag aus Beirut zurückgekommen. Die europäischen Grünen schlugen den früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer als Vermittler vor.

Humanitäre Krise verschärft sich

Die humanitäre Krise im Libanon, wo bereits zehntausende Menschen aus ihren von der israelischen Luftwaffe beschossenen Häusern geflüchtet sind, verschärfte sich weiter. Die Menschen fanden Zuflucht in Schulen, öffentlichen Parks oder Parkhäusern von Einkaufszentren. Wegen der israelischen Luft- und Seeblockade ist der Libanon nur noch auf dem Landweg von Syrien aus zu erreichen. Israel bombardierte am Dienstag aber auch die wichtigste noch befahrbare Straße von Beirut zur libanesisch-syrischen Grenze.

Ausländer verließen mit Hilfe ihrer Heimatregierungen das Land. Helikopter, Kriegs- und Passagierschiffe machten sich auf den Weg, um tausende Menschen aus dem Land zu bringen. Etwa 400 Deutsche fuhren in einem begleiteten Buskonvoi von Beirut ins Nachbarland Syrien. 320 Deutsche und ihre engsten Familienangehörigen kamen per Flugzeug in Düsseldorf an. Weitere Flüge sind für die nächsten Tage geplant. (tso_AFP)

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