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Nahost-Konflikt: Israel besetzt libanesische Dörfer in Grenznähe

Die israelische Armee hat an der Grenze zum Libanon weiter Soldaten und Panzer zusammengezogen. Einige Dörfer wurden besetzt. Außenminister Steinmeier brach unterdessen zu seiner Reise ins Krisengebiet auf.

Tyrus/Jerusalem/Beirut/Berlin - Israelische Truppen hätten bereits vor einigen Tagen im Grenzgebiet des Südlibanon Positionen um die Dörfer Maruahin und Marun el Ras besetzt, sagte ein Sprecher der israelischen Armee am Samstag und bestätigte damit den Einsatz von Bodentruppen im Libanon. In Maruahin seien Waffen und Panzerabwehrraketen gefunden worden.

Ein Sprecher der UN-Truppen im Libanon (UNIFIL) berichtete später, dass am Samstag zwei Panzerfahrzeuge aus Maruahin wieder abgezogen worden seien. Vier israelische Panzerfahrzeuge waren den Angaben zufolge jedoch weiterhin in dem Dorf Marun el Ras stationiert.

Unterdessen zog Israel an der Grenze zum Libanon weiter Soldaten und Panzer zusammen und unterstrich damit die Drohung einer möglichen Bodenoffensive. Rund 3000 Reservisten wurden mobilisiert, wie aus Militärkreisen verlautete.

Bei einem weiteren Luftangriff auf den Süden des Libanon starben in der Nacht zum Samstag mindestens zwei Zivilisten, darunter ein elfjähriges Mädchen, wie die Polizei mitteilte. Zuvor waren bei einem Luftangriff auf Baalbek im Osten des Landes vier Zivilisten getötet worden. In der Stadt Tyrus starb ein Mensch bei Angriffen der israelischen Armee. Außerdem zerstörte Israel die höchste Brücke im Nahen Osten, die sich auf rund 70 Meter hohen Pfeilern über das Bekaa-Tal spannte, endgültig. Später wurden auch Sendeanlagen für das Fernsehen und den Mobilfunk zerstört.

Die Hisbollah schoss mit Raketen auf Städte im Norden Israels, darunter Haifa. Mindestens 19 Zivilisten wurden verletzt.

Seit Beginn der Offensive kamen im Libanon mindestens 341 Menschen ums Leben, davon 305 Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 33 Menschen, davon 15 Zivilisten. Rund eine halbe Million Menschen ist nach UN-Angaben weiter auf der Flucht.

Steinmeier zu Krisen-Mission aufgebrochen

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) brach unterdessen zu einer Reise nach Ägypten, Israel und in die palästinensischen Gebiete auf. In Kairo ist ein Treffen mit dem ägyptischen Außenminister Ahmed Abul-Gheit geplant. Am Samstagabend wollte der Minister nach Israel weiterreisen, wo am Sonntag Gespräche mit Ministerpräsident Ehud Olmert, Außenministerin Zipi Livni und Verteidigungsminister Amir Peretz vorgesehen sind. Am Sonntag ist eine Unterredung mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas geplant.

Evakuierung geht weiter

In der Nacht kamen erneut deutsche Staatsbürger, die aus dem Libanon geflohen waren, in Deutschland an. Auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn landeten zwei Maschinen mit insgesamt 300 Passagieren an Bord. Am Düsseldorfer Airport kam am Morgen gegen 6.00 Uhr ein Airbus mit 165 Fluggästen aus dem Libanon an.

Die Passagiere in den beiden Bundeswehr-Maschinen kamen nach Angaben eines Luftwaffen-Sprechers aus der syrischen Hauptstadt Damaskus und landeten gegen 0.00 und 2.00 Uhr. Weitere Flüge seien derzeit nicht vorgesehen. Den Angaben zufolge hat die Bundeswehr damit seit Donnerstag rund 1400 Flüchtlinge aus dem Libanon ausgeflogen.

Die 165 Passagiere des in Düsseldorf gelandeten Flugs waren von der Fluggesellschaft LTU in der zypriotischen Stadt Larnaca aufgenommen worden, die sie nach einer Seepassage erreicht hatten. Unter den Fluggästen waren nach Angaben eines LTU-Sprechers 55 Kinder und 8 Babys. (tso/ddp/AFP)

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