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Politik: Nahost-Konflikt: Israel greift Polizeistationen im Gaza-Streifen an

Israelische Kampfhubschrauber haben in der Nacht zum Freitag zwei palästinensische Polizeistationen mit Raketen beschossen. Die Angriffe waren eine Vergeltung für Granatenangriffe auf eine israelische Ortschaft, bei denen niemand verletzt wurde.

Israelische Kampfhubschrauber haben in der Nacht zum Freitag zwei palästinensische Polizeistationen mit Raketen beschossen. Die Angriffe waren eine Vergeltung für Granatenangriffe auf eine israelische Ortschaft, bei denen niemand verletzt wurde. In der Vergangenheit hatte die israelische Regierung Luftangriffe erst dann angeordnet, wenn bei Attacken der Palästinenser israelische Bürger zu Schaden gekommen waren. Bei dem Luftangriff im nördlichen Gaza-Streifen wurden nach Angaben von Ärzten fünf Personen verletzt. Die Raketen beschädigten ein Elektrizitätswerk, tausende Haushalte in Beit Lahija und das Flüchtlingslager Dschebalija waren ohne Strom. Die Polizisten in den betroffenen Gebäuden hatten die heranfliegenden Kampfhubschrauber gehört und konnten sich in Sicherheit bringen.

Man werde von nun an solche Einrichtungen als Angriffsziele betrachten, wenn die palästinensischen Sicherheitskräfte die Palästinenser nicht von Attacken auf Israelis abhielten, sagte Raanan Gissin, ein ranghoher Berater des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Der Minister für innere Sicherheit, Usi Landau, sagte im Rundfunk, auch Vertreter der Autonomiebehörde seien nicht mehr immun gegen Angriffe. Israel müsse den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat zu einem Kriegsverbrecher erklären, der sich "auf Angriffe auf Babys und Dörfer spezialisiert" habe.

Der palästinensische Kabinettsminister Nabil Amr sagte, Israel sei nahe daran, "jegliche Friedensmöglichkeit zu töten". Arafats Sprecher Nabil Aburdeneh erklärte, es sei unter diesen Umständen nicht wahrscheinlich, dass Israel ein weiteres Treffen mit Vertretern der palästinensischen Sicherheitsbehörden wünsche. Es sei auch unwahrscheinlich, dass die Palästinenser in absehbarer Zukunft zustimmten.

Aus Vergeltung für die israelischen Angriffe beschossen Palästinenser am Morgen die jüdische Siedlung Nezarim mit Raketenwerfern. Ein Augenzeuge erklärte, israelische Panzer hätten in die Richtung der Angreifer geschossen. Nur wenige Stunden zuvor war das führende Mitglied der extremistischen palästinensischen Organisation Islamischer Dschihad, der 30-jährige Ijad Hardan, bei einer Explosion getötet worden. Israel hatte im vorgeworfen, Bombenanschläge in Israel geplant zu haben.

Bei weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden am Freitag in Israel mehr als 30 Palästinenser verletzt. Palästinensische Sicherheitsdienste teilten mit, bei Ramallah im Westjordanland seien bei Zusammenstößen an einer Straßensperre 19 Palästinenser durch Gummigeschosse verletzt worden. Auch in Bethlehem wurden Augenzeugen zufolge fünf Palästinenser verletzt. Soldaten hätten am Grab von Rachel, einem heiligen Ort der Juden, das Feuer auf etwa 70 junge Demonstranten eröffnet. In der Nähe von Bethlehem wurden ebenfalls Zusammenstöße mit mehreren verletzten Palästinensern gemeldet.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, kritisierte am Freitag die expansionistische israelische Siedlungspolitik in den Palästinenser-Gebieten als ein Spiel mit dem Feuer. Zuvor hatte die Regierung Scharon angekündigt, im Westjordanland solle nun Land für 700 weitere Wohnungen jüdischer Siedler versteigert werden.

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