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Nahost-Konflikt: Israel lehnt Feuerpause ab

Die kriegerischen Auseinandersetzungen gehen weiter: Israel hat eine von den Vereinten Nationen geforderte Feuerpause zur Versorgung von Verletzten und zur Lieferung von Hilfsgütern abgelehnt.

Jerusalem/New York - Die israelische Regierung könne keine Waffenruhe mit der schiitischen Hisbollah-Miliz hinnehmen, sagte ein ranghoher Beamter des israelischen Außenministeriums, Gideon Meir. US-Außenministerin Condoleezza Rice traf erneut zu einem Besuch in Israel ein; bei ihren Gesprächen sollte es vor allem um eine Stabilisierungstruppe gehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, die Frage nach einem Bundeswehr-Einsatz stelle sich für sie "im Augenblick nicht".

Der israelische Regierungsbeamte lehnte die von der Uno geforderte Waffenpause mit der Begründung ab, "diese Terrororganisation würde das ausnutzen, um Zivilisten zusammenzutreiben und sie im Kampfgebiet als menschliche Schutzschilde zu benutzen".

Im Übrigen habe Regierungschef Ehud Olmert sich bei seinem Gespräch mit Rice am Dienstag bereit erklärt, Hilfskorridore einzurichten, damit die Menschen im Südlibanon versorgt werden könnten. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, "tatsächlich" gebe es im Südlibanon keinen wirklichen Zugang für Hilfslieferungen: "Die Weltgemeinschaft macht sich selbst etwas vor, wenn sie von Hilfskorridoren spricht."

Der UN-Koordinator für Hilfseinsätze, Jan Egeland, hatte Israel und die Hisbollah am Vortag zu einer dreitägigen Feuerpause aufgerufen. Dies sei nötig, "damit wir die Verletzten, die Kinder, die Alten und die Behinderten in Sicherheit bringen können, die im Südlibanon zwischen den Fronten stehen".

Rice zu Gesprächen über Stabilisierungstruppe im Krisengebiet

US-Außenministerin Rice sagte während ihres Flugs in den Nahen Osten, sie stelle sich auf "recht intensive und schätzungsweise nicht einfache" Gespräche mit der israelischen Regierung ein. "Wir setzen keine Frist, aber da wir ein baldiges Ende der Gewalt wollen, ist es wichtig, dass wir uns einigen."

Ihr Besuch ist der erste Teil eines Drei-Stufen-Plans, den US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair am Vortag vorgelegt hatten. Rice soll demnach mit Israel und dem Libanon über eine internationale Stabilisierungstruppe und über eine Entschließung reden, mit der sich kommende Woche der UN-Sicherheitsrat befassen soll. Am Montag sollen dann am Sitz der UNO in New York Gespräche über die internationale Truppe beginnen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte am Freitag, die Uno wolle alle Länder zusammenbringen, die Soldaten für eine Stabilisierungstruppe stellen könnten. Da es noch kein Mandat des UN-Sicherheitsrats gebe, handle es sich bei dem Treffen am Montag zwar nur um Vorgespräche. Dennoch hoffe er, dass allen Teilnehmern "die Dringlichkeit und Bedeutung" einer Friedenstruppe für den Libanon klar sei und dass sie Soldaten bereit stellten.

Bundeswehreinsatz: Merkel gibt sich zurückhaltend

Merkel sagte der "Bild am Sonntag", die Frage nach einem Bundeswehr-Einsatz in Nahost stelle sich für sie "im Augenblick nicht". Es gebe noch nicht einmal ein Mandat für eine internationale Libanon-Truppe. Zudem seien die Kapazitäten der Bundeswehr für Auslandseinsätze "weitgehend erschöpft", betonte die Kanzlerin. Sie verwies dabei unter anderem auf die Einsätze im Kongo und in Afghanistan. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach sich zugleich gegen die Aufnahme libanesischer Flüchtlinge in Deutschland aus.

Die israelische Armee zog sich nach tagelangen Kämpfen aus Bint Dschbeil im Südlibanon zurück. Die Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf die Hisbollah-Hochburg aber fort, wie die libanesische Polizei erklärte. Bei den erneuten Luftangriffen starben im Südlibanon demnach mindestens 14 Zivilisten, unter ihnen eine Frau mit ihren sechs Kindern in Nabatije.

Im Mittelmeer droht Umweltkatastrophe

Im Mittelmeer droht nach den Worten des libanesischen Umweltministers Yacoub Sarraf nach israelischen Angriffen auf Öltanks eines libanesischen Elektrizitätswerks eine nie dagewesene Umweltkatastrophe. Bisher seien zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen Heizöl ins Meer geflossen, sagte Sarraf. (tso/AFP)

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