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Nahostkonflikt: Auch Hamas ruft Waffenstillstand aus

Israels Armee beginnt mit dem Rückzug aus dem Gazastreifen. Bundeskanzlerin Merkel sagt beim Gipfel in Ägypten Unterstützung für ein Ende des Waffenschmuggels nach Gaza zu.

Nach drei Wochen Krieg mit über 1300 Toten schweigen jetzt im Gazastreifen die Waffen. Israel stellte seinen Beschuss am späten Samstagabend ein und begann am Sonntag, erste Einheiten zurück an die Grenze zu verlegen. Auch die Hamas erklärte sich am Sonntagnachmittag zu einer achttägigen Feuerpause bereit, „um den israelischen Truppen die Gelegenheit zu geben, sich aus dem Gazastreifen zurückzuziehen.“ Der neue US-Präsident Barack Obama, der am Dienstag in sein Amt eingeführt wird, begrüßte die Feuerpause, die jedoch nach wie vor fragil ist.

Auf einem eilig einberufenen Sondergipfel im ägyptischen Badeort Scharm al Scheich berieten am Sonntag mehrere europäische Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak und Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas über weitere Schritte zur Stabilisierung der Situation. „Die nächsten Tage werden entscheidend dafür sein, ob aus der Waffenruhe ein dauerhafter Frieden wachsen kann“, sagte Merkel. Die Kanzlerin bot der ägyptischen Regierung technische Unterstützung bei den Grenzkontrollen an. Die Bundesregierung kündigte an, besonders beim Kampf gegen den Waffenschmuggel eng mit Großbritannien und Frankreich zusammenarbeiten.

Der britische Premierminister Gordon Brown betonte, nun müsse den Palästinensern rasch geholfen werden. Er kündigte an, seine Regierung werde ihre Hilfe verdreifachen und umgerechnet weitere 22 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Dieser menschlichen Tragödie müsse begegnet werden nicht nur mit Mitgefühl, sondern mit einer sofortigen Mobilisierung von Hilfe, erklärte er. Seit Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen am 27. Dezember kamen mehr als 1300 Palästinenser ums Leben, über 5300 wurden verletzt. Allein am Sonntag bargen palästinensische Sanitäter 95 Leichen aus den Trümmern zerbombter Häuser. Auf israelischer Seite starben zehn Soldaten sowie drei Zivilisten bei Raketenangriffen. Ersten palästinensischen Schätzungen zufolge sind etwa 14 Prozent aller Wohnungen im Gazastreifen zerstört oder beschädigt. Große Teile des Strom- und Wassernetzes funktionieren nicht mehr. Viele Straßen sind zerstört. 20 Moscheen wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Zunächst hatte Israel in der Nacht zum Sonntag das Feuer eingestellt. Ministerpräsident Ehud Olmert erklärte, das Land habe die gesteckten Ziele im Gazastreifen erreicht. Die Hamas sei wesentlich geschwächt. Die Armee bliebe jedoch vor Ort und behalte sich Gegenschläge vor, sollten israelische Soldaten oder Zivilisten angegriffen werden.

Die Hamas reagierte zunächst nicht und feuerte weitere Raketen auf Israel. Israel antwortete mit Luftangriffen auf die Abschussplätze im Gazastreifen. Am Sonntagmorgen kam es im Norden des Küstenstreifens zu einem kurzen Feuergefecht. Am Nachmittag verkündete die Hamas dann ebenfalls eine Waffenruhe. Israel solle nun alle Soldaten abziehen und die Grenzen öffnen, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen, forderte der stellvertretende Hamas-Chef Mussa Abu Marsuk. An dem Gipfeltreffen in Sharm al Sheikh nahmen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gordon Brown auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Spaniens Regierungschef Jose Luis Zapatero, Tschechiens Premierminister Mirek Topolanek und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teil. Dieser hatte tags zuvor den neuerlichen Beschuss einer UN-Schule durch israelische Kampfjets als „widerlich“ bezeichnet. Dabei kamen nach UN-Angaben zwei Kinder ums Leben. Der Leiter der Vereinten Nationen im Gazastreifen, John Ging, sagte, es müsse geklärt werden, ob es sich bei diesem Angriff um ein Kriegsverbrechen handle. Am Abend trafen sich die europäischen Regierungschefs in Jerusalem mit Israels Premierminister Ehud Olmert zum Abendessen.

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