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Nahostkonflikt: Israelische Artillerie beschießt Gazastreifen

Kein Ende der Gewalt in Sicht: Die israelische Armee hat eine Woche nach Beginn ihrer Offensive erstmals Ziele im Gazastreifen mit Artillerie angegriffen - die Hamas droht mit der Entführung israelischer Soldaten. Weltweit gingen unterdessen bei Protestmärschen Zehntausende gegen den israelischen Militäreinsatz auf die Straße.

Nach über einwöchigen Luftschlägen hat Israel am Samstag mit dem Einsatz der Artillerie seine Angriffe auf den Gazastreifen ausgeweitet. Wie israelische Medien berichteten, wurden vor allem Ziele entlang des Grenzverlaufs beschossen. Schwere Explosionen wurden auch aus der Stadt Gaza gemeldet. Von Beobachtern wurde der Artillerieeinsatz als möglicher Hinweis auf den bevorstehenden Beginn der angedrohten Bodenoffensive gesehen.

Auch die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf Einrichtungen der in Gaza herrschenden radikal-islamischen Hamas fort, während militante Palästinenser weiter Raketen auf Israel abfeuerten. Weltweit gingen wieder zehntausende Menschen gegen den israelischen Militäreinsatz auf die Straße.

Spekulationen über Bodenoffensive - Hamas droht mit Entführungen

Nach Ansicht von Beobachtern könnte der Artilleriebeschuss nach mehr als einwöchigen Luftangriffen den Auftakt zu einer Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen bilden. Die Regierung in Jerusalem hatte mit einer solchen Offensive gedroht, sollte der Beschuss des israelischen Grenzgebietes durch radikale Palästinenser mit Raketen nicht aufhören. Bereits vor Tagen wurden Artillerie und Kampfpanzer an der Grenze zum Gazastreifen zusammengezogen und halten sich dort seither in Einsatzbereitschaft.

Die Hamas droht unterdessen für den Fall einer Bodenoffensive der Armee mit der Entführung israelischer Soldaten. In einer am Samstag vom Radiosender der Organisation verbreiteten Erklärung hieß es, sollten die israelischen Soldaten in den Gazastreifen einrücken, werde Gilad Schalit "neue Freunde" bekommen. Der israelische Soldat Schalit war im Juni 2006 im Gazastreifen von radikalen Palästinensern verschleppt worden.

Weiter Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen

Die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf Einrichtungen der in Gaza herrschenden radikal-islamischen Hamas fort, während militante Palästinenser weiter Raketen auf Israel abfeuerten. Bei einem israelischen Luftangriff auf Dschabalija im Gazastreifen kamen am Samstagabend mindestens zehn Palästinenser ums Leben. Nach Angaben von Zeugen und Krankenhausmitarbeitern richtete sich der Angriff gegen eine Moschee des Ortes, der sich im Norden des Gazastreifens befindet. Die Opfer beteten gerade in der Moschee, als die israelische Luftwaffe das Gebäude angriff.

Israel hatte am 27. Dezember mit seiner Militäroffensive gegen die Hamas begonnen. Bisher hatten Luftwaffe und Marine das Gebiet bombardiert. Seit Beginn der Militäroffensive flog Israel rund 750 Luftangriffe. Nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte wurden dabei mindestens 437 Menschen getötet - darunter 75 Kinder sowie 21 Frauen - und knapp 2300 weitere Menschen verletzt. Militante Palästinenser feuerten in der vergangenen Woche nach israelischen Angaben rund 500 Geschosse aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet ab. Dabei wurden drei israelische Zivilisten sowie ein Soldat getötet und mehrere Dutzend Menschen verletzt.

Weltweit neue Proteste gegen israelischen Militäreinsatz

Aus Protest gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen sind indes am Samstag weltweit erneut viele zehntausend Menschen auf die Straße gegangen. Auch in Israel selbst gab es Demonstrationen, an denen sich vor allem israelische Araber beteiligten.

Allein in Großbritannien wurden weit mehr als 10.000 Demonstranten gezählt. Bei der größten Protestaktion in London warfen Teilnehmer auf dem Weg durch das Regierungsviertel rund 1000 Schuhe gegen das Eisentor, das den Regierungssitz Downing Street Nummer 10 von Premierminister Gordon Brown von den Öffentlichkeit abschirmt. Mit einem Schuhwurf auf US-Präsident Georg Bush hatte ein irakischer Journalist Ende 2008 gegen die Irak-Politik der USA protestiert.

Proteste gegen das israelische Vorgehen gab es auch in Deutschland, Indonesien, Spanien und im Libanon. In Berlin sprach die Polizei von rund 7000 Teilnehmern, in Düsseldorf waren es etwa 4000. (jam/dpa/AFP)

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