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Nahrungsmittel: Merkel gibt armen Ländern Mitschuld an Hungerkrise

Die Inder verbrauchen plötzlich das Doppelte an Lebensmitteln, Millionen Chinesen entdecken die Milch: Für Kanzlerin Merkel ist es da kein Wunder, wenn die Preise für Grundnahrungsmittel extrem steigen. Zudem wirft sie Entwicklungsländern schlechtes Management vor.

Die Explosion der Nahrungsmittelpreise ist nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch durch die Politik in Entwicklungsländern und neue Essgewohnheiten mitverursacht worden. Der Anstieg sei im Wesentlichen nicht auf Biosprit zurückzuführen, sondern auch auf die "sehr unzureichende Agrarpolitik in den Entwicklungsländern" und "nicht ausreichend prognostizierte Ernährungsgewohnheiten" in Schwellenländern, sagte sie im sächsischen Freiberg.

Wenn die Inder plötzlich doppelt so viel Nahrungsmittel verbrauchten wie zuvor und 100 Millionen Chinesen begännen, Milch zu trinken, verzerrten sich die Milchquoten, erläuterte die Kanzlerin. Der frühere UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer kritisiert hingegen die Industrieländer. Der Entwicklungsprozess sei an vielen Stellen behindert worden, weil hoch subventionierte Nahrungsmittel aus hoch entwickelten Ländern in Entwicklungsländer exportiert worden seien, sagte er dem Deutschlandradio Kultur.

Wirtschaftsforscher machen Hoffnung

Die Weltmarktpreise für Getreide verzeichnen für den März Rekordstände. Angesichts teurerer Rohstoffe waren auch die Lebensmittelpreise enorm gestiegen. In einigen ärmeren Ländern kam es zu Unruhen. In Haiti musste die gesamte Regierung zurücktreten, weil es wegen der Nahrungsmittel-Knappheit zu Plünderungen mit vielen Toten gekommen war. Auf den Philippinen überwachte das Militär die Ausgabe von Reis.


Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland rechnen jedoch mit einem Ende des Preisanstiegs bei Getreide auf den Weltmärkten. Es gebe Anzeichen dafür, dass sich die Lage in den kommenden Monaten "nicht weiter zuspitzt", heißt es im Frühjahrsgutachten, das die acht Forschungsinstitute in Berlin vorstellten. Die Forscher gehen nach schlechteren Ernten in Europa und Dürre in Australien von einer Normalisierung aus. Dazu kämen zusätzliche, bisher nicht genutzte Flächen in Europa, Lateinamerika und Mittelasien. Außerdem werde die Nachfrage voraussichtlich langsamer steigen als bisher. Unter der Annahme, dass auch Spekulanten die Preise nach oben getrieben haben, halten die Forscher eine Preissenkung für denkbar. (sf/dpa)

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