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Politik: Nationaler Gipfel soll Olympia retten

Thierse und Stolpe fordern eine gemeinsame Anstrengung für Leipzig / Sport sucht Botschafter der Bewerbung

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Berlin. Politiker und Sportfunktionäre haben zur Rettung von Leipzigs Olympiabewerbung aufgerufen. In Gesprächen mit dem Tagesspiegel forderten Bundestagspräsident Thierse und Verkehrsminister Stolpe (beide SPD) einen nationalen Gipfel für die durch Finanzskandale erschütterte Kandidatur. Auch Bundeskanzler Schröder bekannte sich zur Bewerbung für die Spiele 2012. Derweil sucht das Nationale Olympische Komitee (NOK) nach einem neuen Repräsentanten für Olympia. Der bisherige Kopf der Bewerbung, Leipzigs Oberbürgermeister Tiefensee, steht wegen der Querelen in der Kritik.

Thierse warnte davor, die Bewerbung zurückzuziehen: „Wenn der Eindruck entsteht, dass Deutschland die Leipziger im Stich lässt, wäre das eine deprimierende Erfahrung für die Ostdeutschen.“. Thierse forderte einen Gipfel mit den Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Sport. Dort müsse die Bewerbung als nationale Aufgabe definiert werden. „Es darf kein Volkssport werden, immer nach Fehlern zu suchen“, warnte Thierse. Stolpe plädierte dafür, Leipzig die Verantwortung für die Bewerbung aus der Hand zu nehmen. Die Vorbereitungen für Olympia dürften nicht weiter durch „Verhakungen“ in Sachsen beeinträchtigt werden. Stolpe forderte Leipzig und die sächsische Landesregierung auf, „an einem Strang zu ziehen. Und zwar alle in dieselbe Richtung“.

Kanzler Schröder und Innenminister Schily bekannten sich ebenfalls zu Leipzig. „Die Regierung unterstützt die Bewerbung voll“, erklärte Schröder nach einem Treffen mit dem Vizechef des Internationalen Olympischen Komitees, Bach. Beide betonten, die Probleme in Leipzig und Sachsen müssten „umfassend und schnell geklärt werden“.

Auch im Sport wurde der Ruf nach einer nationalen Rettungsaktion laut. Dazu gehört die Benennung eines neuen Olympia-Repräsentanten, der nach Informationen aus NOK- Kreisen bis 19. November gefunden werden soll. „Die Rettung darf nicht lange dauern“, sagte NOK-Chef Steinbach. Voraussetzung sei die Aufdeckung aller finanziellen Ungereimtheiten. „Das Wichtigste ist, dass in Leipzig nicht noch mehr Leichen im Keller liegen“, sagte NOK-Vize Landsberg-Velen.

Zuletzt war die Bewerbung in die Krise geraten. Olympiamanager Thärichen wurde unter Stasi- und Betrugsverdacht gekündigt, Sachsens olympischer Staatssekretär Köhler musste wegen Bereicherungsvorwürfen gehen. Am Wochenende entließ Leipzigs Bürgermeister Tiefensee seinen Olympiabeauftragten Jung, nachdem dieser ungerechtfertigte Provisionszahlungen aus Steuergeldern genehmigt hatte. Tiefensee steht nun unter Aufklärungszwang. Der Chef des Sportbundes, von Richthofen, sagte auf Nachfrage: „Eine Leipziger Bewerbung ohne Tiefensee kann ich mir nicht vorstellen.“

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