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Politik: NATO will 100 000 Kosovo-Flüchtlinge ausfliegen / Albright: Einsatz von Bodentruppen denkbar

BELGRAD/BONN (AP/rtr/AP).Mit großangelegten Hilfsaktionen haben die NATO-Staaten damit begonnen, das Flüchtlingselend an den Grenzen des Kosovos einzudämmen.

BELGRAD/BONN (AP/rtr/AP).Mit großangelegten Hilfsaktionen haben die NATO-Staaten damit begonnen, das Flüchtlingselend an den Grenzen des Kosovos einzudämmen.Die NATO will rund 100 000 Flüchtlinge vorübergehend aus der Region in Länder des Bündnisses ausfliegen.EU-Flüchtlingskommissarin Emma Bonino warnte allerdings davor, Flüchtlinge aus der Region wegzubringen.Unterdessen sagte US-Außenministerin Madeleine Albright, der Einsatz von NATO-Bodentruppen im Kosovo hänge nicht von einem Friedensabkommen ab.

Über die Ostertage schickte die Bundeswehr allein 18 Hilfsflüge auf den Balkan - und verdoppelte damit nahezu die Lieferungen auf 390 Tonnen Hilfsgüter.Die ersten Flüchtlinge aus dem Kosovo nach Beginn der Nato-Angriffe treffen laut Innenministerium möglicherweise am Donnerstag in Deutschland ein.

Die meisten Maschinen am Montag transportierten nach Angaben des Verteidigungsministeriums Nahrungsmittel, Zelte und Betten in die mazedonische Hauptstadt Skopje.Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) begann mit der Einrichtung einer Luftbrücke nach Mazedonien.Vier Transportmaschinen werden insgesamt 420 Zelte und 10000 Schlafsäcke nach Skopje bringen.

Die Innenminister der Europäischen Union (EU) wollen am Mittwoch in Brüssel über die Aufnahme und Verteilung vertriebener Kosovo-Albaner beraten.Außenamtssprecher Martin Erdmann bezeichnete es am Sonntag als Ziel, daß die Europäische Union eine sechsstellige Zahl von Flüchtlingen aufnimmt.Dabei sind sich Deutschland und Italien einig, daß die Aufnahme von Kosovo-Albanern in EU-Lädern nur von begrenzter Dauer sein kann.Das sagten Außenamts-Staatsminister Günter Verheugen und der italienische Außen-Staatssekretär Umberto Ranieri am Montag in Bonn.Die EU arbeite darauf hin, daß die Vertriebenen in erster Linie in der Region bleiben sollten.

Nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge befanden sich am Montag 226 000 Flüchtlinge in Albanien, 120 000 in Mazedonien und 35.000 in Montenegro.Nach Angaben von NATO-Sprecher Jamie Shea waren weitere 200 000 bis 300 000 Flüchtlinge auf dem Weg nach Albanien oder Mazedonien.Wenn dies so weitergehe, sei das Kosovo in zehn bis 20 Tagen entvölkert, sagte er.

US-Außenministerin Madeleine Albright sprach sich indes dafür aus, den Einsatz von Bodentruppen im Kosovo nicht vom Abschluß eines Friedensabkommens abhängig zu machen.Voraussetzung sei ein Umfeld, das den Einsatz erlaube, sagte Albright dem US-Fernsehsender NBC.Dies lasse sich aber nicht nur dann schaffen, wenn der jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic einem Friedensabkommen zustimme.Der britische Premier Tony Blair machte hingegen nach Zeitungsberichten erneut den Abschluß eines Abkommens zur Bedingung für einen NATO-Einsatz am Boden.

Bundeskanzler Gerhard Schröder und der russische Regierungschef Primakow erörterten am Montag in einem Telefongespräch die aktuelle Lage um das Kosovo.Das Gespräch kam nach Moskauer Angaben auf Initiative Schröders zustande.Außenamtssprecher Erdmann hatte zuvor erklärt, Bonn stehe dem russischen Vorschlag für ein G-8-Treffen auf Außenministerebene zum Kosovo-Krieg aufgeschlossen gegenüber.

Die NATO flog in der Nacht zum Montag eine weitere Angriffswelle gegen Jugoslawien.Es war der 13.Tag der Raketen- und Bombenangriffe.Zwei Vororte der Hauptstadt Belgrad wurden bombardiert.Nach Berichten staatlicher Medien wurde das Hauptterminal des Belgrader Flughafens und die Kommandozentrale der jugoslawischen Luftwaffe in Zemun getroffen.

Erstmals seit Beginn des Kosovo-Krieges wurden NATO-Kampfflugzeuge direkt von Deutschland aus zu einem Einsatz gegen Jugoslawien geflogen.Wie die britischen Streitkräfte am Montag mitteilten, starteten sechs Tornados und drei Tankflugzeuge der Royal Airforce am Sonntag abend von ihrem Heimatstützpunkt im nordrhein-westfälischen Brüggen-Elmpt nahe der deutsch-niederländischen Grenze.

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