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Netanjahu bei Merkel: Alles auf den Tisch

Vor dem Treffen mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu wirkte Merkel erzürnt: Der Siedlungsbau, den Netanjahu direkt nach der Abstimmung über den Beobachterstatus der Palästinenser bei der UN ankündigte, hat ihr wohl die Freude auf das gemeinsame Abendessen verdorben.

Eigentlich kann ja so ein Abendessen mit einem Amtskollegen eine recht angenehme Sache sein. Man sitzt gemütlich beieinander, erfreut sich an guten Speisen und redet mal in aller Offenheit, weil unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das gilt auch für die Dinner-Partner Angela Merkel und Benjamin Netanjahu. Am Mittwoch stand ein solches Treffen der Kanzlerin mit dem Premier zum Auftakt der vierten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen auf dem Programm. Zuvor durfte bezweifelt werden, dass das Gespräch von großer Harmonie geprägt sein würde.

Denn seit sich Deutschland bei der Abstimmung über den Beobachterstatus der Palästinenser bei den UN enthalten und Israel danach angekündigt hat, den Ausbau jüdischer Siedlungen zu forcieren, gibt es einige Verstimmungen. Jenseits des Austauschs diplomatischer Floskeln wurde also wohl Tacheles geredet. Denn Merkel hält herzlich wenig von Netanjahus unnachgiebigem Kurs im Nahost-Konflikt. Das hat sie ihn schon oft wissen und spüren lassen. Insbesondere den Siedlungsbau hält die deutsche Regierungschefin für eines der größten Hindernisse auf dem ohnehin steinigen Weg in Richtung Wiederaufnahme der Friedensgespräche.

Und was macht Netanjahu? Er kündigte nach dem UN-Votum an, mehrere tausend neue Wohneinheiten in den Palästinensergebieten errichten zu wollen. Kein Wunder, dass Merkel für ihre Verhältnisse fast schon erzürnt reagierte. Israel sende eine „negative Botschaft“ und untergrabe so „das Vertrauen in seine Verhandlungsbereitschaft“. Netanjahu dürfte in den Gesprächen darum bemüht gewesen sein, die Wogen zu glätten. Merkel möglicherweise endgültig zu verprellen, kann nicht in seinem Interesse sein.

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