zum Hauptinhalt

Politik: Neu und alt

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Das österreichische Klagenfurt ist weit entfernt von den Linden, und wenn am vergangenen Sonnabend dort nicht Thomas Gottschalk mit seiner neuesten Folge von „Wetten, dass..

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Das österreichische Klagenfurt ist weit entfernt von den Linden, und wenn am vergangenen Sonnabend dort nicht Thomas Gottschalk mit seiner neuesten Folge von „Wetten, dass...?“ zu Gast gewesen wäre, würden wir uns heute auch nicht an dieser Stelle damit befassen. Und eigentlich geht es auch nicht um Klagenfurt, sondern um einen Gast der Sendung, um Wolfgang Stumph.

Der 58-jährige Schauspieler und Kabarettist bereicherte nämlich an diesem Abend den innerdeutschen Dialog um eine wunderschöne Formulierung. Stumph hat seinen ironischen Witz noch zu DDR-Zeiten in der Dresdner Herkuleskeule schärfen gelernt. Bundesweit berühmt wurde er im Wiedervereinigungsjahr 1990 als Lehrer Udo Strutz in dem Film „Go Trabi Go“. Sein Kommissar Stubbe menschelt auf eine angenehm unprätentiöse Weise.

Wolfgang Stumph also, um endlich zum Kern zu kommen, hat am Samstagabend bei Gottschalk, im Gegensatz zu den neuen Bundesländern, also denen in der ehemaligen DDR, von den „gebrauchten Bundesländern“ gesprochen. Die „gebrauchten Bundesländer“ sind also, ja, Herr Stoiber, bitte festhalten, zum Beispiel Bayern. Oder Schleswig-Holstein. Oder Hessen.

Das hat was. Bei einem gebrauchten Bundesland denkt man an ein leicht abgenutztes Land, an eines, das mal gewaschen, gereinigt, oder, mindestens, geputzt werden müsste. Das neue Bundesland dagegen ist eines, das noch nicht benutzt, abgegriffen, ausgeblichen ist. Man muss sich Wolfgang Stumph dabei mit einem leicht elegischen sächsischen Unterton vorstellen, dann klingt es gar nicht überheblich. Und vor allem neu, völlig ungebraucht.

Gerd Appenzeller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false