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Politik: Neue Art der Kriegsführung

Berlin Die britische Öffentlichkeit ist entsetzt über die Bilder folternder britischer Soldaten. Diskutiert wird über die Ähnlichkeiten zwischen den Misshandlungen durch britische Truppen in Basra und US-Einheiten in Abu Ghraib.

Berlin Die britische Öffentlichkeit ist entsetzt über die Bilder folternder britischer Soldaten. Diskutiert wird über die Ähnlichkeiten zwischen den Misshandlungen durch britische Truppen in Basra und US-Einheiten in Abu Ghraib. In beiden Fällen gab es ähnliche sexuelle Misshandlungen und Erniedrigungen der Gefangenen. Der „Independent“ schreibt: „Die Ähnlichkeiten werfen die Frage nach dem Grad der Mitschuld der militärischen Befehlskette und innerhalb der anglo-amerikanischen Koalition auf“.

Der Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS), Ottfried Nassauer, sieht die Übergriffe auch als Folge einer verschärften Ausbildungspraxis der britischen und amerikanischen Truppen seit Mitte der neunziger Jahre. „Man hat zum Beispiel Gefangennahmen simuliert und die Gefangenen mit Methoden unter Druck gesetzt, die menschenrechtlich zumindest grenzwertig sind“, sagte Nassauer. Er vermutet, dass die zunächst auf Sondereinheiten beschränkten Ausbildungsmethoden von anderen Einheiten übernommen wurden. Hintergrund der Entwicklung war Nassauer zufolge die neue Art der Kriegführung nach dem Ende des Kalten Krieges. Immer häufiger seien Amerikaner und Briten in Konflikte geraten, bei denen nicht mit regulären Armeen sondern mit Bürgerkriegsparteien gekämpft wurde. „Offenbar gibt es in Teilen der Streitkräfte die Auffassung, irreguläre Truppen könnten nur mit Sondermethoden jenseits des Völkerrechts bekämpft werden“, sagte Nassauer.

Auffällig ist auch, dass es in beiden Fällen zu sexueller Erniedrigung der Gefangenen kam. „Selbst wer nicht sonderlich gebildet ist, weiß, das Sexualität im arabischen Raum stärker tabuisiert ist als im Westen“, sagt Franz Janßen, Leiter des Berliner Behandlungszentrums für Folteropfer. Das hätten die Soldaten eingesetzt, um ihre Opfer doppelt zu foltern: Während der Misshandlungen und für die Zeit danach. „Für ein Opfer sexueller Erniedrigung ist es gerade in einer moralisch rigiden Gesellschaft extrem schwer, sich wieder einzugliedern.“ avi

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