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Unruhen in Patras

© dpa

Neue Ausschreitungen: Griechenland kommt nicht zur Ruhe

Brennende Mülltonnen, Tränengas, Gewalt in den Straßen: Griechenland ist wieder von Krawallen erschüttert worden. Der Protestbewegung schließen sich nun auch die Gewerkschaften an, die am Mittwoch zu einem Generalstreik aufrufen.

Nachdem in der Nacht zu Mittwoch mehrere Ausschreitungen gemeldet wurden, sind die Krawalle am Mittwochmorgen offenbar abgeflaut. Es sei sie ruhigste Nacht seit Ausbruch der Ausschreitungen am Samstagabend, berichtete das Staatsradio. "Seit 2 Uhr hatten wir keinen Zwischenfall", teilte am Mittwochmorgen die Polizei in Athen mit. Auch in Thessaloniki und der Hafenstadt Patras hat sich die Lage entspannt.

Nach tagelangen schweren Krawallen müssen sich die Griechen am Mittwoch auf Beeinträchtigungen durch landesweite Streiks einstellen. Wegen möglicher Ausschreitungen werde es nur eine zentrale Kundgebung und keine Demonstration durch die Straßen Athens geben, teilten die Gewerkschaften mit. Zu dem Streik hatten bereits vor zwei Wochen die zwei größten Gewerkschaften aufgerufen. Sie protestieren gegen die Lohnpolitik der konservativen Regierung.

Am Dienstag gedachten Zehntausende bei Trauermärschen des 15-jährigen Schülers, der am Samstagabend in Athen durch eine Polizeikugel getötet worden war. Die Tat hatte schwerste Unruhen ausgelöst. Nach der Beerdigung flammte die Gewalt zwischen Autonomen und Sicherheitskräften erneut auf. Die Regierung drohte den Randalierern mit der ganzen Härte der Staatsgewalt.

Festnahmen, brennende Mülltonnen, Warnschüsse

Nach dem Tod des Jungen erfasste eine beispiellose Welle der Gewalt Athen und andere Städte. Laut ersten Schätzungen der Wirtschaft entstanden Schäden von mehr als einer Milliarde Euro. Der konservative Regierungschef Kostas Karamanlis suchte Unterstützung bei der sozialistischen Opposition, die ihm und den Sicherheitskräften allerdings Versagen vorwarf.

Nach drei Nächten mit brennenden Geschäften und schweren Verwüstungen kam es trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen auch am Dienstagabend sporadisch zu weiteren Ausschreitungen in Athen. Rund 50 Randalierer zündeten Mülltonnen im Stadtteil Nea Smyrni an. Ein Polizist, der sich bedroht fühlte, feuerte nach Angaben der Polizeidirektion einen Warnschuss in die Luft ab. Augenzeugen sprachen im Fernsehen von mindestens sieben Warnschüssen. Verletzt wurde niemand.

Tränengas und Schlagstöcke

Auch nahe der Polizeidirektion von Athen sowie vor dem Polytechnikum kam es zu Krawallen. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Autonome zerstörten in der Hafenstadt Thessaloniki eine Bankfassade. Auch in der westgriechischen Hafenstadt Patras kam es vorübergehend zu Ausschreitungen mit Steinwürfen.

In Patras organisierten Ladenbesitzer eine Art Bürgerwehr. Mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnet wollten sich die Geschäftsleute den Randalierern entgegenstellen, wie der griechische Rundfunk berichtete. Im Vergleich zu den Krawallen vom Vortag konnte die Polizei diesmal die Randalierer besser in die Schranken weisen, hieß es im Fernsehen.

Opposition wirft Regierung Versagen vor

Ministerpräsident Karamanlis rief die politischen Parteien zur Geschlossenheit auf. «Das ist unsere Pflicht», sagte er nach einem Treffen aller Spitzenpolitiker bei Staatschef Karolos Papoulias. Der Regierungschef kündigte eine lückenlose Aufklärung zum Tod des 15-Jährigen an.

Die oppositionellen Sozialisten warfen der Regierung Versagen vor. Sozialistenchef Giorgos Papandreou griff Karamanlis scharf an. Die Regierung sei nicht imstande, die Bürger zu schützen, sagte er. «Unsere Gesellschaft durchlebt eine schwere Krise.» Das Volk vertraue der Regierung nicht mehr.

Nach wie vor herrscht Unklarheit über den genauen Hergang der Ereignisse, die zum Tod des 15-Jährigen führten. Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgefeuert haben soll, bekräftigte, er habe Warnschüsse abgefeuert, von denen einer als Querschläger den Jungen getroffen habe. Klarheit darüber soll die ballistische Untersuchung der Kugel bringen. Mindestens drei Augenzeugen sagten im Fernsehen, der Polizist habe direkt auf den Jungen gezielt und geschossen. (ae/dpa)

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